Die Sprache der Magie

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Die Sprache der Magie - eine Einführung von Alirion Damotil


  • Inhaltsverzeichnis
  • Vorwort
  • Semantik I
  • Semiotik
  • Semantik II
  • Sprachentwicklung
  • Vorteile der menschlichen Formelsprache
  • Semiotik II (Runenkunde)
  • Runen
  • Syntax
  • Grammatik





Vorwort
Fragt man nach den Grundlagen der Magie, so nennen die meisten Zauberer die Worte der Macht und die Reagenzien. Dieses Werk befasst sich mit der Sprache der Magie, folglich mit den Worten der Macht. Obgleich dieses Buch als Einführungsband verstanden werden will, untersucht es den Gegenstand der Sprache mit einer Gründlichkeit, die über die bloße Übersetzung der Worte der Macht hinausgehen wird. Möchte man sich näher mit der Materie der Sprache der Magie beschäftigen, ist es unabdingbar gewisse Fachtermini zu beherrschen und zu begreifen, was sich dahinter verbirgt. Das oberste Ziel dieses Bandes besteht deshalb darin einen breitgefächerten Überblick über die Sprachwissenschaft im magischen Felde zu bieten, der eigene, weiterführende Studien ermöglicht. Dem Feld der Semiotik wird ein ausschweifendes Kapitel gewidmet, da es als Schwerpunkt einer Vorlesung vorgesehen ist. Andere Themenfelder, wie etwa die Grammatik, werden nur theoretisch erklärt. Der Grund hierfür sind andere Seminare, die auf diesem Band aufbauen werden und zu denen es eigene Lehrbücher geben wird. Fragen, die dieses Buch beantworten wird, sind etwa: Wie kann es sein, dass die Worte der Macht „In Mani“ gesprochen von einem Menschen bei einem Rastlosen Wunden reißen können, während die gleichen Worte, so sie aus dem Mund eines Untoten kommen, diesen zu heilen vermögen? Ein und dieselbe Formel wirkt im einem Fall schädlich, im anderen jedoch heilend. Wie ist so etwas möglich? Warum sagt man „In Vas Mani“ und nicht „Mani In Vas“? Und was macht man eigentlich, wenn man Zauberformeln, wie „In Mani“ in die heute gängige Sprache übersetzt? Jedes Wort der Macht hat eine gewisse Bedeutung, aber was heißt das eigentlich - Bedeutung? Untersucht man die Sprache der Magie, so kommt man nicht umhin sich mit der Sprachwissenschaft im Allgemeinen zu befassen. Die Sprache der Magie, die sich in Formeln bestehend aus Worten der Macht äußert, unterliegt Regeln und Gesetzen, die denen anderer natürlicher Sprachen gleichen. Will man also die Sprache der Magie verstehen, so liegt es nahe sich der Fachtermini der gemeinen Sprachwissenschaft zu bedienen, diese jedoch im Hinblick auf die Magie zu interpretieren. Und eben dies soll in den folgenden Kapiteln geschehen.

Semantik I
Die Semantik befasst sich mit Bedeutungen. Sie untersucht, wie Bedeutungen zustande kommen, aus welchen Gründen wir bestimmten Wörtern „Bedeutung“ beimessen, wie wir Sätzen „Bedeutung“ beimessen und ganzen Texten oder Aussagen. Damit einher geht die Frage danach, wie es überhaupt möglich ist, dass wir Wörter, Sätze oder ganze Aussagen verstehen können. Misst man einer Sache „Bedeutung“ bei, so geht dieser Prozess mit einem gewissen Maß an Verständnis einher. Ein Text, dessen einzelne Bestandteile im Auge des Betrachters keinen „Sinn“ zu ergeben scheinen, erschließt sich dem Leser nicht. Man stelle sich einen Text in einer fremden Sprache vor, die man nicht beherrscht. Es ist zwar möglich, dass man die Buchstaben der fremden Wörter kennt, die Bedeutung dieser fremden Wörter entzieht sich einem jedoch – und somit auch die Bedeutung der Sätze und in letzter Konsequenz des gesamten Textes. Textverständnis scheint also daraus zu erwachsen, dass man einzelnen Bestandteilen des Textes (Sätze, Wörter) Bedeutung beimisst und diese in einem gewissen Kontext interpretiert. Freilich spielt dabei auch etwas wie „Weltwissen“ eine Rolle, worauf im Folgenden noch näher eingegangen werden wird. Ehe wir uns an dieser Stelle mit den Bedeutungen befassen, gilt es zu klären, was dieser Terminus im Detail meint. Der Begriff scheint sich nur auf den ersten Blick selbst zu erklären, da er einem jeden Leser so geläufig und simpel erscheint. Tatsächlich jedoch verbirgt sich dahinter ein festgelegtes System, das den Begriff klar umreißt. Sprechen wir an dieser Stelle von „Bedeutungen“, so meinen wir damit etwas ganz bestimmtes. Und eben dies soll nun definiert werden. Bedeutung: „Ein Wort ohne Bedeutung ist kein Wort, sondern nur ein leerer Klang.“ Wie im Kapitel „Semiotik“ näher erläutert wird (siehe da!), besteht ein Sprachliches Zeichen (etwa ein gesprochenes Wort) aus zwei zusammengehörenden Einheiten. Einer dieser Teile ist als die „Vorstellung“ zu verstehen. Es bedeutet, dass einer bestimmten Sache – wie etwa einem „Stuhl“ eine gewisse Vorstellung zugrunde liegt. Diese Vorstellung wird durch ein „Konzept“ beschrieben, welches im Geiste verankert ist. Das Konzept der Sache „Stuhl“ könnte etwa wie folgt aussehen: „Hat vier Beine, Hat eine Rückenlehne, Hat eine Fläche auf der man sitzen kann“. Sehen wir nun in der Welt eine Sache, auf die dieses Konzept zutrifft, so wissen wir, dass wir es mit einem „Stuhl“ zu tun haben. In unserem Geiste existieren folglich gewisse Kategorien, die uns dabei helfen die Welt, wie wir sie kennen, zu strukturieren. Sehen wir ein „Ding“, auf das das Konzept „hat einen dicken Stamm, besteht aus Holz, hat viele Zweige und Blätter, hat Wurzeln“ zutrifft, so fällt es uns leicht dieses Objekt als das zu erkennen, was wir „Baum“ nennen. Nun ist es jedoch nicht hinreichend zu sagen, dass ein Konzept allein bereits eine Bedeutung habe. Weshalb dies so ist, liegt in der Definition der Bedeutung selbst begründet. Von einer „Bedeutung“ spricht man nämlich nur dann – und das ist wichtig – wenn einem Konzept ein Wort zugewiesen wird. Erst dieses Zusammenspiel von Konzept und „Namen“, beziehungsweise dem zugewiesenen Wort, hat eine Bedeutung zur Folge. Kurz: Konzept + Bezeichnung (Wort, Name) = Bedeutung Bei dem Wort „Stuhl“, das wir sprechen und schreiben können, können wir ohne zu Lügen eine Bedeutung voraussetzen. Hier besteht ein Zusammenhang zwischen einem Wort – nämlich dem Wort „Stuhl“ und einem Konzept – nämlich „Hat vier Beine, hat eine Rückenlehne und so fort“. Um diesen Umstand zu verdeutlichen, betrachte man das folgende Beispiel: Uns ist die Bedeutung des Wortes „Taub“ bekannt, weil wir zu diesem Wort ein Konzept haben. Das zu diesem Wort gehörende Konzept sieht etwa wie folgt aus: „Kann nichts hören/ist nicht in der Lage zu hören“. Andererseits können wir auch von einer Bedeutung sprechen, wenn wir das Wort „blind“ betrachten. Das Wort ist fest mit einem Konzept verbunden – was, wie wir gelernt haben, eine Bedeutung definiert. Das Konzept zu „Blind“ lautet etwa „Kann nichts sehen“. Um zu belegen, dass Bedeutung und Konzept jedoch zu trennen sind, mache man sich nun über den folgenden Fall Gedanken: Wenn jemand nicht sehen kann – das Konzept kennen wir – dann nennen wir dies „Blind“. „Blind“ hat also eine Bedeutung, weil es ein Wort (ein Name für eine Sache) ist, das mit einem Konzept fest verbunden ist. Ist jemand taub, so wissen wir, dass er nichts hören kann (denn das ist das dazugehörige Konzept). Wenn nun aber jemand nicht riechen kann – auch das ist ein Konzept, das wir uns problemlos vorstellen können – wie nennen wir dies dann? Oder: Wenn jemand nicht in der Lage ist zu tasten, mit seiner Haut zu fühlen? Wir können uns für solche und ähnliche Zustände Konzepte denken – wir können uns solche Zustände vorstellen. In einer Vorstellungsebene existiert solcherlei und gewiss auch in der Welt, wie wir sie kennen. Aber wir haben für diese Konzepte keine Wörter. Anders als „Blind“ oder „Taub“, fehlen uns hier Mittel die Konzepte zu benennen. Und weil an dieser Stelle nur ein Konzept, nicht aber ein Name/ein Wort zu diesem Konzept besteht, kann man hier auch nicht von einer „Bedeutung“ sprechen. Denn eine Bedeutung ist gerade das Zusammenspiel, das feste Verbundensein von einem Konzept und einem Wort. Dieser Umstand lässt sich auch aus einem gänzlich anderen Blickwinkel heraus erklären. Zuletzt haben wir ein Konzept betrachtet, das in unserer Sprache kein dazugehöriges Wort besitzt. Es kann aber auch vorkommen, dass keine Bedeutung zustande kommt, weil nur ein Wort, aber kein dazugehöriges Konzept existiert. Nehmen wir das Wort „Klumbrox“. Lesen wir dieses Wort, so können wir damit nichts anfangen – wir bringen nichts damit in Verbindung. Hier liegt das vor, was das eingangs erwähnte Zitat meint: „Ein Wort ohne Bedeutung ist kein Wort, sondern nur ein leerer Klang.“ Fazit: Eine Bedeutung liegt nur dann vor, wenn sowohl ein Konzept als auch ein Wort dafür vorliegt. Besteht nur das eine – entweder nur ein Konzept, oder nur ein Wort – dann ist es unangebracht von „Bedeutung(en)“ zu sprechen. Die Semantik beschäftigt sich nun mit Bedeutungen im weitesten Sinne. Sie fragt danach, wie Bedeutungen entstehen und wie die denkenden Völker geistig dazu in der Lage sind Bedeutungen von Zeichen, Wörtern, Sätzen oder ganzen Texten zu verarbeiten. Sie untersucht das Sprachverständnis im weitesten Sinne. Im Abschnitt II der Semantik wird erläutert, welche Bedeutung die Semantik gerade in der Sprache der Magie hat.

Semiotik I
Die Semiotik beschäftigt sich mit der Lehre von Zeichen. Zeichen können sich in vielen Varianten äußern. Sie können schriftlich fixiert worden sein (etwa in Form von Buchstaben oder daraus zusammengesetzten Wörtern), sie können sich in Runen äußern, sie können aber auch lautliche Aussagen sein (gesprochene Wörter), oder Erscheinungen in der Natur (etwa dunkle Wolken, die ein ZEICHEN für Regen sind). Zeichen können auch Bilder sein, oder abstrakte Erscheinungen haben (etwa, wenn vor einem Orkfort ein Menschenschädel aufgespießt ist und dies zweifelsohne ein Zeichen für Gefahr oder eine Warnung sein kann). In der Magie bedienen wir uns auch gewisser Zeichen; den sogenannten „Worten der Macht“. „In“ oder „Mani“ sind solche sprachlichen Zeichen, die uns in der Magie begegnen. Befassen wir uns an dieser Stelle mit den Zeichen, so müssen wir zunächst lernen, wie sie sich im Einzelnen zusammensetzen. „Ein Zeichen“ vermittelt den falschen Eindruck, man habe es mit einer Einheit zu tun. Dass dem nicht so ist, wird im Folgenden näher erläutert: Sprachliche Zeichen – und so verhält es sich auch mit den sprachlichen Zeichen in der Magie – sind in sich zweigeteilt. Ein sprachliches Zeichen besteht aus zwei Ebenen. Einer Ebene für die Vorstellung und einer Ebene für das Lautbild. Die „Vorstellung“ stelle man sich als eine „Idee“ vor – die „Idee von einer Sache/eines Umstands usf.“ Die Vorstellung ist eng mit dem verknüpft, was wir im Kapitel I zur Semantik als „Konzept“ kennengelernt haben. Dazu sei ein Beispiel genannt: Stellt man sich einen Baum vor, so bedient man sich dabei zwangsläufig des Konzepts zum Wort „Baum“. Man denkt etwa an ein Objekt, auf das zutrifft: „Hat einen Stamm, besteht aus Holz, hat Blätter, hat Zweige usw.“. Vor seinem geistige Auge ist man in der Lage entweder einen sehr abstrakten Baum zu denken, oder auch einen ganz konkreten, beispielsweise wenn man an die große Birke aus seinem eigenen Garten denkt. In jedem Fall existiert etwas, das wir mit „Vorstellung“ benennen müssen. Die Vorstellung an einen Baum macht noch keinen realen Baum. Ein sprachliches Zeichen – etwa das gesprochene Wort „Flam“ besteht also, wie zuvor gesagt wurde, aus zwei Einheiten; Eine davon ist die Vorstellungsebene. In diese Ebene gehört das, was wir uns zu einer Sache denken – was wir uns dazu vorstellen – hier steht die „Idee“ im Vordergrund. In die Vorstellungsebene des Wortes „Flam“ gehört so etwa das „Feuer“. Nun heißt es aber schon seit einigen Zeilen, dass es zwei Ebenen pro Zeichen gäbe – wie also ist die andere beschaffen? Neben der Vorstellungsebene sei nun die Lautebene genannt. Die Lautebene enthält das gesprochene Wort. Oder aber – in einem anderen Beispiel – ein aufgeschriebenes Wort, oder ein Runenzeichen. Was es damit im Detail auf sich hat, wird später noch erläutert werden. Die Lautebene enthält das, was man äußert, wenn man etwa „Feuer“ ausspricht. Stimmbänder, Lippen und so fort artikulieren einen Laut, der gesprochen „Feuer“ klingt. Das gesprochene (oder auch geschriebene) Wort! Von entscheidender Wichtigkeit ist nun, dass die beiden Einheiten eines sprachlichen Zeichens einander reziprok evozieren. Was das bedeutet wird nun näher beleuchtet: Sagt jemand – gesprochen – „Feuer“, so denken wir damit sogleich an „Feuer“ (Vorstellung, Idee). Wir denken an die Sache „Feuer“, wenn jemand den dazugehörigen „Namen“ ausspricht. Spricht jemand von etwas, das er „Wasser“ nennt, so wissen wir, was er damit bezeichnet, weil wir damit eine konkrete Vorstellung verbinden – nämlich die von Wasser. Die zwei Ebenen haben deshalb unterschiedliche Bezeichnungen. Man kann von der Lautebene und der Vorstellungsebene sprechen. Richtig ist aber auch von einem „Bezeichnendem“ und einem „Bezeichnetem“ zu reden. Das Bezeichnende ist das Lautbild – das gesprochene Wort zum Beispiel. Das Bezeichnete ist die „Sache“, die bezeichnet wird, also die Idee oder die Vorstellung. Diese „Sache“ muss keineswegs etwas Konkretes sein, wie im Vorfeld gezeigt wurde, kann es aber. Wenn man von einem „Baum“ spricht (gesprochen), dann werden wir wissen, was gemeint ist. Auch wenn jemand etwa in einem Satz sagt „Ich gehe einen Baum fällen“. Wir wissen nicht was für einen Baum die Person meint, ob sie ein Nadelholzgewächs oder einen Laubbaum meint, aber mit der Aussage können wir aus einzelnen Vorstellungen einen Sinn erfahren. Auch wenn der „Baum“ konkret umrissen wird und nur einen ganz bestimmten Baum bezeichnet, entsteht in unserem Geist eine Vorstellung und wir „verstehen“ den Satz. Das dazugehörige Beispiel könnte wie folgt aussehen: „Ich gehe in meinen Garten und fälle den alten Kirschbaum, den mein Vater vor 50 Jahren gepflanzt hat.“ Sagt man, dass sich beide Ebenen einander reziprok evozieren, so bedeutet dies, dass sie sich wechselseitig bedingen. Es ist nicht möglich das Lautbild „Baum“ zu hören, ohne damit die Vorstellung eines „Baums“ im Geiste zu erschaffen. Gleichso ist es nicht möglich die Vorstellung von einem „Baum“ unabhängig von seiner Bezeichnung (dem Lautbild „Baum“) zu erfassen. Lautbild und Vorstellung gehören untrennbar zusammen. Sagt der eine „Baum“, so denkt der andere an einen Baum. Denkt der eine an einen Baum, so ist mit dieser Vorstellung auch die Bezeichnung „Baum“ (Name) fest verknüpft.
Der Vollständigkeit halber seien an dieser Stelle mögliche Bezeichnungen für die zwei Ebenen (oder deren Inhalte) des sprachlichen Zeichens genannt: Lautbild(ebene) und Vorstellung(sebene) Das Bezeichnende und das Bezeichnete Signifikant und Signifikat An dieser Stelle sei noch einmal ins Gedächtnis gerufen, dass sprachliche Zeichen nicht zwangsläufig lautlich geäußert werden müssen. Es ist auch denkbar, sie in schriftlicher Form, etwa durch Symbole (wie Runen) zu erfassen. In diesem Fall füllt das schriftliche Zeichen die Rolle des Lautbildes aus.

Die drei goldenen Regeln der Zeichenlehre: Für sprachliche Zeichen bestehen drei Regeln, deren Verständnis auch für die Magie von großer Bedeutung ist. Etwa dann, wenn es darum geht zu verstehen, warum unterschiedliche Völker mit verschiedenen Zauberformeln ein und denselben Zauber wirken können. Die erste Regel ist die der Arbitrarität. Sie sagt aus, dass das Lautbild (also der Name einer Vorstellung) arbiträr ist, also willkürlich. Das bedeutet, dass ein „Stein“ (Vorstellung) aus reiner Willkür (Arbitrarität) „Stein“ heißt (Lautebene), oder dass ein „Baum“ (Vorstellung) nur zufällig „Baum“ (Lautbild) genannt wird. Irreführend sind sogenannte onomatopoetische Begriffe, die scheinbar bewusst, also unwillkürlich, so benannt wurden, wie sie benannt wurden. Etwa wenn „zischen“ so ähnlich klingt wie das, was es bezeichnet, weil das geäußerte Wort bereits „zischt“. Doch auch hier muss man, trotz des möglichen ersten Eindrucks, von Willkür sprechen. Das Wort hätte auch „Schhh“ heißen können und damit das Bezeichnete sehr gut umschrieben. An dieser Stelle wollen wir uns dieser Ausnahme jedoch nicht länger als nötig zuwenden. Der Umstand, dass das Lautbild ein arbiträres ist, lässt sich eindeutig belegen. Es genügt den Blick auf die Sprachen anderer Völker zu richten. Während die Vorstellung (das Signifikat) von „Feuer“ in den Gedanken der denkenden Völker gleich ist, so ist die Bezeichnung dafür (das Signifikant) doch unterschiedlich. Die Menschen nennen das, was sie sich unter „Feuer“ vorstellen „Feuer“. Elfen hingegen haben dafür einen anderen Namen, nämlich „Naur“. Wieder andere Völker mit ihren eigenen Sprachen, finden für die gleiche Vorstellung andere Bezeichnungen. Die Lautbilder (also die Namen) variieren also, während die Vorstellung gleich bleibend ist. Dieser Umstand belegt die erste Regel: Sprachliche Zeichen sind arbiträr (=willkürlich). Anders formuliert: Es liegt nicht in der Natur des „Feuers“ „Feuer“ zu heißen. „Feuer“ heißt das „Feuer“ in der Sprache der Menschen nicht, weil es besonders „feurig“ wäre, sondern aus bloßem Zufall heraus. Ebensogut hätten unsere Vorfahren die Sache „Feuer“ „Kronx“ nennen können oder aber „Wasser“. Dass wir mit „Wasser“ nun das feuchte Element verbinden ist ebenso Zufall, wie der Zusammenhang aller anderen Bezeichnungen für das, was sie bezeichnen.
Die zweite Regel ist die der Konventionalität. Sie besagt, dass Sprache in bestimmten Kulturgruppen Konventionen unterliegt. Und die Notwendigkeit wird rasch ersichtlich. Die Konvention, die hier angesprochen wird, sagt etwa aus, dass eine Sprachgruppe stillschweigend (und durchaus unbewusst) zu der Übereinkunft gekommen ist die Sache „Feuer“ „Feuer“ zu nennen. Sagt der eine Mensch dem anderen „Feuer“, so versteht ihn sein Gegenüber. Er weiß, was „Feuer“ (die Bezeichnung) bedeutet – und an dieser Stelle führe man sich das Kapitel I der Semantik (Bedeutungslehre) noch einmal vor Augen. Innerhalb der Völker (Sprachgruppen) sind solche Konventionen (Übereinkünfte) also notwendig, um sich untereinander verständigen zu können. Gäbe es diese Konventionen nicht, dann würde jeder den Vorstellungen andere Lautbilder zuweisen – es gäbe jedoch keine Regeln dafür, was man nun damit bezeichnet. Der eine könnte mit dem Wort „Feuer“ wirklich „Feuer“ meinen. Ein anderer könnte das Wort „Feuer“ aber für die Vorstellung von „Wasser“ gebrauchen. Der andere sagt „Ich lege mich ins Feuer“ und meint damit am Ende, dass er sich in ein Bett läge – schlicht, weil er das Signifikat „Bett“ mit dem „Signifikant“ „Feuer“ versehen hat. Die Folge wäre ein Volk, das nicht mehr im Stande wäre sich zu verständigen. Die Sprache würde ihren Zweck verlieren Verständigungsmittel zu sein. Sprache dient unter anderem dazu Informationen, Gedanken oder Gefühle zu vermitteln. Dazu ist es jedoch notwendig, dass das Gegenüber auf das gleiche Sprachrepertoire wie man selbst zugreift. Nur mit Konventionen ist es möglich sich zu verständigen.
Die dritte Regel ist die der Linearität. Sie besagt, dass sich sprachliche Zeichen linear ausdehnen. Beginnt jemand damit eine Aussage zu tätigen, so vergeht während des Sprechens eine gewisse Zeit. Machen wir uns dies an einem simplen Beispiel klar. Spricht jemand den Satz „Gestern war schönes Wetter und ich habe Kartoffelsuppe gegessen“, so beginnt er mit dem Sprechvorgang zu einem bestimmten Zeitpunkt, es vergeht Zeit und nach einer Weile beendet er seine Aussage schließlich. Es vergeht Zeit. Dieser Prozess lässt sich anhand einer Zeitlinie darstellen. Es ist nicht möglich den Verlauf dieses Satzes in zeitlicher Hinsicht zu manipulieren. Noch deutlicher wird diese Regel, wenn man sich der schriftlichen Sprache zuwendet. Schreibt man ein Wort, so ist es nicht möglich, das gesamte Wort mit einem sprichwörtlichen Fingerschnippen zu Papier zu bringen. Vielmehr müssen mehrere Buchstaben nacheinander aneinandergereiht werden. Fügt man auf diese Weise Wörter aneinander, entstehen Sätze. Ergänzt man wiederum weitere Sätze, so entstehen ganze Texte. Die sprachliche Ausdehnung des Zeichens, gemessen an der Zeit, verläuft also linear. Es ist aus diesem Grund auch nicht möglich zur gleichen Zeit drei unterschiedliche Aussagen zu tätigen. Eine einzelne Aussage erfordert vom Sprechenden bereits Zeit. Diese Zeit lässt sich messen. In dieser Zeit verläuft der sprachliche Akt linear.

Semantik II
Im 1. Abschnitt zur Semantik haben wir gelernt, was „Bedeutung“ überhaupt ist. Dieses Kapitel soll nun dazu dienen, die Bedeutungen der Pithbeleg (Worte der Macht) zu untersuchen. Da es sich bei diesem Wissen um Grundlagenkenntnisse handelt, die im Kern wie eine fremde Sprache gelernt werden können, beschränkt sich das Werk darauf, die einzelnen Worte der Macht in einer überschaubaren Liste zu „übersetzen“, was hier heißt: Ihre Bedeutungen durch Nennung ihrer Bezeichnungen (Signifikant) unserer Kultursprache darzustellen. Bevor damit begonnen wird, sei noch etwas Grundsätzliches zu den Pithbeleg gesagt. Wie wir zuvor gelernt haben, sind auch die Pithbeleg (Worte der Macht) sprachliche Zeichen. Als solche unterliegen sie den zuvor vorgestellten drei Regeln. Eine dieser Regeln ist die der Arbitrarität, die besagt, dass die Lautebene eines Zeichens willkürlich gewählt wird. Mit dieser Regel wurde erklärt, dass sich verschiedene Völker, trotz verschiedener Sprachen über identische Themen unterhalten, den gleichen Inhalt vermitteln können. Es wurde darauf hingewiesen, dass Menschen, Elfen und auch andere Völker eine Vorstellung von dem haben, was wir Menschen „Feuer“ nennen. Unsere Bezeichnung für diese Sache ist „Feuer“, wohingegen die Elfen etwa „Naur“ dazu sagen. Dieses uns nun bekannte System sprachlicher Zeichen müssen wir jetzt auch den Pithbeleg zugrunde legen. Als sprachliche Zeichen bestehen auch die Worte der Macht aus zwei Ebenen, einer, die den Inhalt, die Vorstellung bezeichnet, und einer, die ein Lautbild enthält. Während nun, basierend auf der Regel der Arbitrarität, das Lautbild von Volk zu Volk variiert, so ist die Inhaltsebene doch stets gleichbleibend. Diese Erkenntnis ist überaus wichtig. Die Pithbeleg nämlich haben in jedem Volk die gleiche Bedeutung (siehe Semantik I). Das Bezeichnete (Signifikat) verändert sich nicht, wohl aber das Signifikant. Aus diesem Umstand lässt sich eine weitreichende Erkenntnis ziehen, was die Bedeutung des Lautbildes selbst angeht. Doch bevor darauf näher eingegangen wird, sei das bisher Gesagte durch ein Beispiel verdeutlicht: Wir Menschen haben eine Vorstellung von Feuer. Wir haben eine Vorstellung von Größe. Wir haben eine Vorstellung von einer Herbeirufung, einer Beschwörung. Wir sprechen an dieser Stelle von drei Einzelaspekten, nämlich „Feuer, Größe, Herbeirufung“. Für jedes dieser Dinge haben wir eine Bezeichnung als Menschen. Betrachtet man nun die unter den Menschen geläufige Sprache der Magie, so fällt gleich auf, dass die Bezeichnungen der Regel der Arbitrarität folgen. Zwar ist die Inhaltsebene gleichbleibend (das Feuer etwa bleibt Feuer), aber die Lautebene wird gewissen Änderungen unterworfen. So bezeichnet man die Vorstellung „Feuer“ in der Sprache der Zauberei als „Flam“, die „Größe“ nennen wir dort „Vas“, und die Beschwörung trägt den Namen „Kal“. Das ist an dieser Stelle eine noch recht freie Übersetzung, um den Weg zum komplexeren Verständnis zu ebnen. Die Vorstellung eine große Flammensäule zu beschwören, würde somit mit den Worten der Macht „Kal Vas Flam“ artikuliert. Ein entsprechend fähiger Zauberer, könnte diese Formel heranziehen, um mit ihrer Hilfe eine solche Flammensäule zu beschwören. Wichtiger für uns ist an dieser Stelle jedoch der Umstand, dass fremde Völker die exakt gleiche Vorstellung – und weitreichender: den exakt gleichen Zaubereffekt – durch vollkommen andere Formeln iniziieren können. Hochelfen haben andere Lautbilder für die gleichen Vorstellungen und benennen die Kombination eben genannter drei Einzelaspekte (Beschwörung, Größe, Flamme) wie folgt: Dha Ama Shir. Untersucht man nun die Formeln anderer Völker, so fällt rasch auf, dass keine Formel so wie die eines anderen Volkes klingt, die Zaubereffekte aber gleichbleibend sind. Dieser Umstand beweist das Folgende: Der Wortlaut der Worte der Macht ist für die Magie im strengen Sinne unbedeutend. Den Worten selbst liegt zunächst einmal kein großes Maß an eigener Kraft inne. Es gibt einen zweiten Umstand, der diese These untermauert: Fordert man einen Ungeübten auf, eine magische Formel von einem Blatt vorzulesen, so wird nichts geschehen.
Der Schankwirt, der die Worte Kal Vas Flam spricht, löst dadurch noch keinen Zauber aus. Es sei an dieser Stelle noch ein drittes Beispiel für die Richtigkeit dieser Aussage genannt: Auch Zauberer können Formeln aussprechen, ohne damit einen Effekt hervorzurufen. Der Zauberer, der durch die Zauberformel „Kal Vas Flam“ eine Flammensäule heraufbeschwören kann, kann diese Formel auch einfach aussprechen, ohne einen solchen Effekt auszulösen. Das alles belegt: Den Worten selbst liegt keine nennenswerte Kraft inne. Ihre Aufgabe muss eine andere sein. Andererseits muss gesagt werden, dass die Formeln natürlich dennoch für die Zauberei notwendig sind. Wir müssen lediglich unseren Fokus verschieben, wenn wir uns über die Bedeutung der Worte der Macht im Klaren sein wollen. Und deshalb ist es auch wichtig, über die Gestaltung sprachlicher Zeichen im Allgemein Bescheid zu wissen. An dieser Stelle können wir also festhalten: Sprachliche Zeichen, also auch die Worte der Macht, sind zweigeteilt (Siehe Semiotik I). Sie bestehen aus „Lautbild“ und „Vorstellung“. An dieser Stelle wurden drei Belege genannt, die zeigen, dass für die Zauberei die Ebene des „Lautbilds“ von nur geringer Bedeutung ist. Somit verschiebt sich unser Interessenfokus zwangsläufig auf die Ebene der Vorstellung. Es lässt sich also auch sagen: Die Vorstellungsebene ist von weit größerer Wichtigkeit als die lautsprachliche. Offensichtlich ist es kaum von Relevanz, ob der eine „Dha Ama Shir“ ruft, oder der andere „Kal Vas Flam“, wo der Effekt augenscheinlich identisch ist. Die Zauberformeln also sind unterschiedlich, was an verschiedenen Inhalten in der Lautebene liegt. Sind die Zaubereffekte jedoch gleich, so kann dies nur in einem identischen Inhalt der Vorstellungsebene begründet sein. Und so ist es auch: Die Vorstellung eine große Flammensäule zu beschwören, ist den Völkern (hier Menschen und Elfen) gleich. Und da es offenbar die Vorstellung ist, die am Ende den Zaubereffekt maßgeblich beeinflusst, müssen wir uns nun auch diesen Vorstellungen zuwenden. Am besten tun wir dies, indem wir zunächst der Bedeutung der insgesamt 26 Pithbeleg auf den Grund gehen.
An dieser Stelle sei nun die eingangs erwähnte Liste zur Verfügung gestellt, die sich mit der Bedeutung (siehe Semantik I) der Pithbeleg beschäftigt. Untersuchungsgegenstand sei hier die unter Menschen übliche Sprache:

An - Aufloesen/Bannen

Bet - Klein

Corp - Tod

Des - Erniedrigen/Unten

Ex – Freiheit/Friede

Flam - Flamme/Feuer

Grav - Energie/ Feld

Hur - Wind

In - Machen/Erschaffen/Bewirken

Jux - Gefahr/ Falle/Schaden

Kal - Herbeirufen/Beschwören

Lor - Licht

Mani - Leben/Heilung

Nox - Gift

Ort - Magie

Por - Bewegen/Bewegung

Quas - Illusion

Rel - Veränderung

Sanct - Schützen/Schutz

Tym - Zeit

Uus - Erhöhen/Oben

Vas - Groß

Wis - Wissen/Kenntnis

Xen - Geschöpf/Kreatur

Ylem - Materie

Zan - Schlaf

Auf der linken Seite befinden sich die bei den Menschen üblichen Lautinhalte der Zeichen. Auf der rechten Seite befinden sich die Vorstellungen, oder auch die Konzepte. Dadurch, dass die Konzepte fest mit Worten verbunden sind, können wir hier auch nach Kapitel „Semantik I“ von „Bedeutungen“ sprechen. Die Pithbeleg stellen die sogenannten „Urgedanken“ dar. „Urgedanken“ bedeutet an dieser Stelle nicht, dass es die ersten gedachten Gedanken waren – denn das lässt sich heute kaum mehr belegen – sondern vielmehr, dass es sich bei ihnen um die allen anderen zugrundeliegenden Gedanken handelt. Durch geschickte Kombination der einzelnen Worte lassen sich komplexere Gedanken konstruieren. Oder andersherum: Komplexe Gedanken lassen sich durch geschickte Kombination der Worte der Macht in Einzelteile zerlegen. Natürlich ist bei diesem Prozess ein gewisses Maß an Freiheit notwendig, was in schwierigen Fällen auch besondere Interpretationen erfordert.
Es sollen nun Beispiele für die Beschaffenheit von Gedanken generell genannt sein: Der Gedanke „Beschwören einer großen Kreatur“ könnte zerlegt werden in die Urgedanken „Beschwören, groß, Kreatur“, und damit durch die Lautbilder „Kal Vas Xen“ übersetzt werden. Man sieht hier schon, dass die Worte der Macht an sich nicht in absolut starren Formen stecken. Das Wort „Vas“ etwa, kann durchaus auch als das „Großsein“ oder freier als die „Größe“ herangezogen werden. Diese Abweichungen sind zwar minimal, jedoch zuweilen notwendig und wichtig. Sie sind es auch, wegen derer mitunter zuvor genannte Interpretation notwendig wird. Nicht alle Formeln lassen sich zwangsweise auf nur eine absolut starre Weise übersetzen. Im KERN jedoch wird eine gut strukturierte Formel den damit verfolgten Zweck sehr deutlich machen. Ermöglicht es eine Interpretation einmal, dass zwei grundverschiedene Zwecke in Frage kommen, so ist dies ein Indiz für eine unglücklich gewählte Formel. Halten wir also fest: alle Gedanken lassen sich, durch geschickte Kombination der Pithbeleg, auf die Urgedanken zurückführen, derer es 26 gibt. Nachdem wir herausgearbeitet haben, dass die Vorstellungsebene in der Zauberei weit wichtiger als die Lautebene ist, wollen wir uns einem Phänomen zuwenden, das man von Zeit zu Zeit an Orten beobachten kann, die von Untoten heimgesucht werden.
Es gibt zahlreiche Berichte darüber, dass magisch begabte Rastlose sich durch Formeln wie „In Vas Mani“ selbst heilen konnten, wohingegen Zauberer mit einem Zauber gleicher Formel, den Wiedergängern großen Schaden zufügten. Im einen Fall hatte die Formel „In Vas Mani“ also eine heilende Wirkung. Im anderen Fall hatte die Formel „In Vas Mani“ eine schädigende Wirkung. Wie kann das also sein? Hierin ist ein vierter Beweis gefunden, dass die Lautebene für die Zauberei im strengen Sinne zu vernachlässigen ist. Offensichtlich beeinflusst sie die Zauberwirkung nur marginal. Was könnte gravierender sein als der Unterschied zwischen Heilung und Schädigung. Dieses Beispiel ist besonders hilfreich, wenn es darum geht, das Wesen des Zaubervorgangs zu verstehen. Wie genau Zauber gewirkt werden, sei an dieser Stelle nicht erklärt, da dieses Thema sich nicht explizit um die Sprache der Magier dreht. Es sei aber die Anmerkung gestattet, dass die Vorstellung des Zauberers für das Wirken eines Zaubers von größter Wichtigkeit ist. Die Vorstellung geht mit einer hohen Konzentration auf einen Zaubereffekt einher. Ein Zauberer, der gedanklich – aus welchen Gründen auch immer – nicht darüber hinauskommt, an Wasser zu denken, wird enorme Schwierigkeiten damit haben, in solch einem Moment einen Feuerzauber zu wirken. Der Zauberer muss sich seiner gewünschten Zauberwirkung im Klaren sein und sollte diesen Gedanken fest fokussieren. Dabei sind ihm die Worte der Macht dergestalt eine Hilfe, als dass sie seinen Gedanken eine klare Struktur bieten. Sie sind ihm damit eine wichtige Stütze. Mit Hilfe der Pithbeleg ist der Zauberer in der Lage auf sprachlicher Ebene (!) ein unterstützendes Moment hinzuzuziehen, das ihm bei seiner Konzentration dienlich ist. Der Gedanke eine große Flammensäule zu beschwören, ist als solcher recht abstrakt. Sprachlich durch die Pithbeleg gegliedert, jedoch, wird dieser Gedanke griffiger. Er wird vereinfacht, wenn auch nur auf sprachlicher Ebene. Am Ende findet der Gedanke ein sprachliches Gewand in der Formel „Kal Vas Flam“. Hintergründig besteht dazu eine Dreiteilung des zunächst komplexen Gedanken. All dies ist Teil der geistigen Leistung eines Zauberers. Dieser Prozess ist ein notwendiges Hilfsmittel, seine geistigen Kräfte auf das Wesentliche zu bündeln. Bevor der Zauberer einen Zauber wirkt, muss er sich im Geiste über seinen Zauberzweck im Klaren sein. Ein Zauberer wirkt in der Regel keinen Zauber zufällig. Selbst unbewusst gelöste Zauber, verfolgen meist ein genau umreißbares Ziel, wobei dieses Ziel unbewusst verfolgt werden kann. Bewusstsein ist also nicht zwingend nötig, aber die Regel. Ausnahmen können Zauber sein, die in Situationen großer Not gewirkt werden. Auf diese Ausnahmen wird an dieser Stelle jedoch nicht näher eingegangen. Wir widmen uns dem „Normalfall“.

Ein Zauberer sieht sich einem Problem gegenüber, auf das er eine magische Lösung sucht. Beispielsweise hat er sich eine Wunde zugezogen, die ihm Schmerzen bereitet. An diesem Zustand möchte er nun etwas ändern. Er hat damit ein Ziel vor Augen: Die Heilung seiner Wunde. Als nächstes wird er sich damit befassen, wie er diesen Heilungsvorgang am besten iniziieren kann. Reagenzien und so fort seien an dieser Stelle außen vor gelassen, wollen wir uns doch schlicht der sprachlichen Seite der Zauberei zuwenden. In seinem Geiste wird er beginnen den gewünschten Zaubereffekt näher zu definieren. Es beginnt ein geistiger Prozess, zu dem auch gehört, das Vorhaben – den Gedanken – in die Urgedanken zu zerlegen. Dies dient dem Zauberer als eine Art geistige Stütze. Eine Hilfe, auf die er angewiesen ist. So wirkt aus dem ursprünglichen Gedanken die schmerzende Wunde zu heilen bald die Gliederung in „bewirke große Heilung“. Diese Vorstellung, diese Gliederung, ist unabhängig davon, welcher Rasse ein Zauberer angehört. Dieses gedankliche Grundkonstrukt ist es nun aber, dem wir die größte Bedeutung beimessen müssen. Erst danach wird diese gedankliche Gliederung versprachlicht. Und hier kommt nun wieder die Regel der Arbitrarität zum Tragen. So benennt das eine Volk diese Vorstellung etwa mit „In Vas Mani“, ein anderes jedoch die selbe mit den Worten „Dao Ama Nurdra“. Wenn nun also ein Untoter auf dem Friedhof die Worte „In Vas Mani“ spricht und sich dadurch heilt, so nicht etwa, weil den Worten als solchen bereits diese heilenden Kräften innelägen, sondern offenkundig, weil in der gedanklichen Ebene des Rastlosen ein „heilender Gedanke“ ersonnen wurde. Wichtig ist, wie wir bereits bewiesen haben, nicht, was die Formeln im wörtlichen Sinne übersetzt heißen können, sondern vielmehr das, wofür sie stehen. Und in diesem Falle standen sie für den zaubernden Rastlosen für eine Heilung seiner Wunden. Auch er leistete einen Teil der für die Zauberei notwendige Arbeit. Auch er konzentrierte sich gedanklich auf einen Zaubereffekt, überlegte sich dann, wie dieser auf die Grundgedanken zurückzuführen ist (zwecks geistiger Unterstützung und Strukturierung) und benannte diese Struktur dann (In Vas Mani), um auch auf sprachlicher Ebene ein Hilfsmittel zu finden, das die geistige Arbeit unterstützt. So etwas KANN funktionieren. Gleichso kann es aber auch vorkommen – und das ist häufiger der Fall – dass ein Rastloser durch die Worte „In Vas Mani“ geschädigt wird. Wie wir nun jedoch wissen, sind es eben nicht die Worte selbst, die den Schaden verursachen, sondern das, wofür sie stehen, das, was der Zauberer in seinem Geiste damit verbindet – oder noch genauer: Das, worauf sich der Zauberer konzentriert. Ein Zauberer nämlich, der einem Untoten auf dem Friedhof begegnet, kann in ihm die leblose Kreatur erkennen, die sie ist. Möchte der Zauberer das Wesen nun angreifen, so kann es sein, dass er seine Attacke über die Natur des Feindes ersinnt. Wieder steht vor dem eigentlichen Wirken des Zaubers ein geistiger Prozess. Zunächst muss ein Zweck ersonnen werden, der hier schnell gefunden ist: Den Untoten schädigen. Als nächstes muss der Weg dorthin näher umrissen werden, denn Schaden lässt sich auf vielen Wegen verursachen. Man könnte mit Blitzen arbeiten, mit Feuer, mit starken Stürmen und so fort. Es ist aber auch denkbar den Untoten aufgrund dessen, was er ist, über die Kräfte des „Lebens“ zu bekämpfen. Konzentriert sich der Zauberer nun darauf, dem Untoten zu schaden, indem er Energien des Lebens durch seinen Leib strömen lässt, so ist dieser Gedanke für den Zauberer als eindeutig negativ zu werten. Wie er zu seinem Urteil kommt, ist damit nicht von Relevanz. Wichtig ist lediglich, dass der Zauberer einen Gedanken formuliert und sich auch auf diesen konzentriert, der Lebenskraft hier als gefährlich für sein Opfer vorsieht. Zerlegt der Zauberer diesen Gedanken nun in die Urgedanken, so kann er diese am Ende ebenfalls durch eine Formel „In Vas Mani“ übertragen. Er verbindet (!) damit jedoch keine Heilung, sondern eine Attacke. Auch hier wird deutlich, dass bei manchen Zaubern ein gewisses Maß an interpretatorischem Geschick nötig ist. Halten wir also fest: Ein und dieselbe Formel (sprachliche Ebene) kann grundverschiedene Effekte hervorrufen. Das zeigt uns einmal mehr, dass nicht die lautliche Ebene (die gesprochenen Worte der Macht), sondern die Vorstellungsebene (geistig) in der Zauberer von entscheidender Bedeutung ist.

Sprachentwicklung
Der aufmerksame Leser wird sich die Frage gestellt haben, warum die Worte der Macht der Menschen nicht dem heute üblichen Sprachgebrauch folgen. Warum also sagt der Mensch, wenn er an „Heilung“ denkt, nicht auch in seinen Zauberformeln „Heilung“, sondern „Mani“? An dieser Stelle greift die Regel der Konventionalität (siehe Semiotik I). Hinzu kommt jedoch die natürliche Entwicklung der Sprache der Menschen. Orks nutzen Worte der Macht, die ihrer Gemeinsprache entstammen. Gleichso verhält es sich mit den Elfen, Echsen und anderen Völkern. Menschen jedoch bedienen sich einer Sprache, die nicht-zauberkundigen Menschen wie eine Fremdsprache erscheint. Um diesen Umstand zu verstehen, muss man sich der Ursprünge unserer Kultur bewusst werden. Und an dieser Stelle drängt es uns zwangsläufig zu den Echsenmenschen. Hegen wir hierzulande heuer ein gutes Verhältnis zu diesem Volke, kann man doch sagen, dass dies nicht immer so war. Begeben wir uns einige Jahrtausende zurück in die Vergangenheit – zurück in die Zeit, die wir als Wiege der Menschheit betrachten. Keine Funde, die auf Menschen schließen ließen, gingen noch weiter zurück. Die ersten Zeugnisse (Schriften, Kunsthandwerk usw.), die auf die Menschen hinweisen, weisen immer auch auf das Volk der Echsen hin. Aus dem ältesten Buch aus Menschenhand, der Chronik des Atogias, wissen wir gleichso wie aus alten Berichten der Echsenmenschen, dass die Menschheit, als sie zu denken begann, unter der Knute der Echsen lebte. Die Menschheit war zu ihrer Geburtsstunde nicht mehr denn ein Sklavenvolk, das für eine überlegene Rasse arbeiten musste. Menschen arbeiteten in den Minen, auf den Feldern und entwickelten sich so in eine Kultur hinein, die von einem anderen Volk – den Echsen – geprägt worden war. Entsprechend wuchs die Menschheit in einer feindseligen Umgebung auf, die jedoch schon eines bot: eine Sprache. Die echsische Kultur hatte zu dieser Zeit schon seit langem Bestand, Sprache war etwas den Echsen ganz Natürliches. Sprachen entwickeln sich immer weiter und so muss dem Leser an dieser Stelle bewusst sein, dass die Sprache der Echsen zu damaligen Zeiten nicht mehr mit ihrer heutigen Sprache übereinstimmt. Es gibt freilich zahlreiche Ähnlichkeiten oder Möglichkeiten Ableitungen zu finden, dennoch bekommt man zunächst den Eindruck es mit einer anderen Sprache zu tun zu haben. Eine Echse, die nicht gerade zu den Kreisen der Gelehrten gehört, würde die alte Sprache der Echsen heute nicht mehr verstehen können. In diese Sprachgemeinschaft hinein wuchs nun die noch sehr junge Menschheit und so verwundert es nicht, dass sich aufgrund der uns inzwischen bekannten Regel der Konventionalität, die Menschheit eben diese Sprache auch angeeignet hat. Menschen und Echsen sprachen damals eine gleiche Sprache – streng genommen nahmen die Menschen als ihre erste Sprache die der Echsen an. Es war ein Prozess, der sich über Jahrhunderte hinstreckte, der den Menschen schließlich eine eigene Sprache bescherte. Entscheidend dabei waren die kulturellen Unterschiede der beiden Völker. Zwar war die Menschheit als Sklavenvolk eng mit der Kultur der Echsen verwoben, das Menschenvolk jedoch war immer als etwas Minderwertiges angesehen worden. Menschen durften weder an kultischen, noch an öffentlichen Feierlichkeiten teilnehmen, man hielt sie vielmehr so, wie man es heuer von Tieren gewohnt ist. Natürlich erwuchs im Laufe der Zeit aus diesem Umstand, der Wunsch nach Änderung. Solche aufrührerischen Gedanken waren jedoch gefährlich und wollte man nicht mit Konsequenzen rechnen, musste man sie geheim halten. Es entstand sehr bald eine Subkultur, die die Menschen deutlicher von den Echsen löste. Eine neue Sprache ist auch dem Umstand geschuldet, dass die Menschen bald untereinander in kleineren Vierteln lebten. Wollte man sich verständigen, ohne dass es die Herrenrasse der Echsen bemerkte, so bedurfte man eines Mittels der Kommunikation, das dieses Volk nicht beherrschte. Ausgegangen wurde jedoch von einer Sprache, die zunächst noch beiden Völkern gleich war. Die Menschen ersannen nun keine vollkommen eigene Sprache, sondern begannen damit die Sprache der Echsen zu variieren. Man ersetzte einzelne Vokabeln durch andere (Regel der Arbitrarität) und dadurch, dass man diese sich entwickelnde „Subsprache“ untereinander sprach, wurde sie im Laufe der Jahre auch zur Konvention (Regel der Konventionalität). Während die Zeit verging, entwickelte sich so aus der Echsensprache heraus eine neue, die als erste eigene Sprache der Menschheit benannt werden kann. In diese Zeit muss man nun auch die heutigen Pithbeleg der Menschen einordnen. Es gibt zahlreiche Belege für diese Aussage. Vornehmlich sind sie alten Funden zu entnehmen. Am deutlichsten – und darauf beschränkte ich mich an dieser Stelle – wird dieser Fakt jedoch, wenn man die heutigen Worte der Macht der Echsen mit denen der Menschen vergleicht. Die Sprache der Menschen entwickelte sich weiter, ebenso wie es die Sprache der Echsen tat. Aber vor dem Hintergrund, dass sich die eine (Menschen) aus der Sprache der anderen (Echsen) entwickelte, werden Ähnlichkeiten plötzlich ganz klar und deutlich: Das Wort der Macht der Menschen für das Konzept „Machen/Erschaffen/Bewirken“ lautet „In“. Das Wort der Macht der Echsen für das gleiche Konzept lautet „Inh“. Sie hauchen das Ende des Wortes lediglich nach. Das Wort „Xen“ steht dem echsischen „Ch'en“ gegenüber, was gesprochen fast gleich klingt, nur im Schriftbild deutlicher voneinander unterschieden werden kann. Das Worte „Zu“ (das sich erst vor wenigen Jahren zu „Zan“ entwickelte) steht dem Wort „Zzhu“ gegenüber. Wo die Echsen „Ymh“ sagen, sagen wir ein sehr ähnlich klingendes „Ylem“. Es gibt weitere solcher Fälle, die verdeutlichen, dass die beiden Sprachen verwandt sind. Die natürliche Sprachentwicklung richtete aber im Laufe der Zeit auch eklatante Unterschiede ein. Dies sei an dieser Stelle gesagt, damit nicht davon ausgegangen wird, alle Worte der Macht beider Völker seien heute so ähnlich. Die Menschheit begann zu dieser oben angesprochenen Zeit damit eine eigene Kultur zu prägen. Sie entwickelte sich auf eine Unabhängigkeit hin und fand auch – wieder im Kern ausgehend von der Kultur der Echsen – einen eigenen Zugang zur Magie. Ist all dies bekannt, verwundert es nun nicht mehr, dass die Sprache der Magie der zu dieser Zeit gängigen Gemeinsprache der Menschen angepasst war. Das, was wir heute „klein“ nennen, war den Menschen damals im normalen Sprachgebrauch „Bet“ (und den Echsen „M'beh“). Es mussten erst viele Jahrhunderte vergehen, ehe sich das heutige Wort „Klein“ etablierte. Für die Zauberei jedoch hatte die Regel der Konventionalität weiterhin bestand und so entwickelte sich die Sprache der Magie unter den Menschen ihrerseits wiederum zu einer Art „Subsprache“. Während die natürliche Sprache Entwicklungen unterworfen war, stagnierte die Sprache der Magie in dieser Hinsicht. Dafür gibt es viele Gründe. Manche davon können im Kapitel Semiotik 1 nachgeschlagen werden (Regel der Konventionalität). Es sind im Laufe der Zeit viele Lehrbücher und Forschungsberichte erschienen, die sich immer mit der gleichen Formelsprache befassen. Eine Änderung der Formelsprache hätte so zum Beispiel den Umgang mit der bereits vorhandenen Fachliteratur erheblich erschwert. Außerdem darf die Bedeutung der Worte der Macht auch nicht als zu gering eingeschätzt werden.

Und damit kommen wir zu einer wichtigen Frage: Ist es möglich als Mensch in den Worten der Elfen zu zaubern? Die Regel der Arbitrarität legt dies schließlich nahe und auch all das, was im Vorfeld über das Zauberwirken und die Bedeutung der Pithbeleg gesagt wurde. Dennoch muss diese Frage – unter Einschränkung – verneint werden. Nein, es ist nicht ohne weiteres möglich nach dem jahrelangen Gebrauch einer Formelsprache, einfach zu einer anderen zu wechseln. Und trotz allem ist es auch falsch zu sagen, dies als unumstößliches Faktum dazustellen. Theoretisch ist dies sehrwohl möglich. Theoretisch ist es allerdings auch möglich ganz auf die Aussprache der Worte der Macht zu verzichten. Es gibt jedoch praktische Faktoren, die dies ihrerseits unterbinden. Will man diesen Umstand verstehen, muss man sich wieder der Zauberei etwas allgemeiner nähern. Man muss verstehen, wie Zauberei im Kern funktioniert. Es ist nicht Zweck dieses Buches die Zauberei unter allgemeinen Betrachtungspunkten zu analysieren, sondern unter denen, die im Zusammenhang mit der Sprache stehen – darum sei der folgende Abschnitt nur als eine Art bewusst allgemein gehaltener Übersicht zu verstehen: Zauberei erfordert Routine. Ein Zauber wird dann besonders gut gesprochen, wenn der Zauberer den Spruch beinahe unbewusst wirkt. Das heißt, dass er die nötigen Schritte so sehr verinnerlicht hat, dass er sie ohne groß darüber nachzudenken, einfach umsetzen kann. Das ist bei einfachen Gedanken (Zaubereffekten) leicht, bei komplexeren wird es schwieriger. Je routinierter ein Zauberer ist, desto einfacher wird es ihm fallen, seine Zauber zu wirken. Routine ist ausdrücklich nur EIN Aspekt, der von Bedeutung ist. Nicht der einzige! Zu unseren Zwecken genügt es aber sich nur diesen einen Aspekt zu vergegenwärtigen. Zur Routine gehören Schritte, die zuvor genauer aufgeschlüsselt wurden. Gedankliche Vorarbeiten, gedankliche Strukturaufgaben und so weiter und so fort. Die Worte der Macht dienen – im Kern – dazu den Gedanken mehr Struktur zu geben, sie zu vereinfachen und in Form einer lautlichen Äußerung eine mentale Stütze von „außen“ zu bieten. Das gesamte „Paket“, das das Wirken des Zaubers ausmacht, wird schließlich als ein Ganzes gelernt. Zum Wirken eines Zaubers X ist es nötig, die Reagenzien Y in die Hand zu nehmen, die Geste Z auszuführen und so fort. Das Gesamte macht das Zauberweben am Ende aus. Und es wird in Übungen wieder und wieder geübt und verinnerlicht. Deswegen ist es auch nicht ausreichend die Zauberei ausschließlich aus Büchern zu lernen. Wer es zu wahrhafter Meisterschaft bringen will, kommt nicht umhin das Gelernte auch wieder und wieder umzusetzen, um eben besagte Routine zu erhalten. Es darf keine Mentalen Hindernisse beim Wirken eines Zaubers geben. Umso wichtiger ist es also auch zu lernen sich auf seinen Zauber zu konzentrieren und nicht von der Umgebung ablenken zu lassen. Alles muss wie in einem Fluss geschehen – die Schritte müssen einfach durchlaufen werden, ohne darüber nachzudenken. Lernt ein Zauberer nun den Umgang mit der Magie, dann wird er dies üblicherweise in der Gemeinsprache tun: Also der der Menschen.
Im Laufe seiner Studien wird er dieses Sprachsystem auch verinnerlichen und er wird es, ob nun bewusst oder unbewusst spielt an dieser Stelle gar keine Rolle, in seine Zaubervorgänge als Teil der Routine fest integrieren. Der Entschluss den sprachlichen Part – also die Worte der Macht – nach dem Lernen der Zauberei – zu verändern, also indem man sich dazu entschließt nun die Worte der Macht eines anderen Volkes zu benutzen, endet also zwangsläufig mit einem gravierenden Bruch mit der Routine. Plötzlich müssen zuvor einstudierte, selbstablaufende Handlungen, bewusst unterbrochen und anders gestaltet werden. Diese Umgestaltung ist ein Vorgang, der die Routine zwangsläufig unterbrechen muss. Es ist in so einem Fall unabdingbar sich eine neue Routine anzueignen. Und das wiederum kostet neue Übungen und viel Zeit. In der Theorie ist dies möglich und wohl auch in der Praxis. Die Frage, die sich vor diesem Hintergrund jedoch stellt ist die nach dem Nutzen. Eines Umstands muss man sich nämlich bewusst sein: Wir haben bewiesen, dass der Wortlaut einer Formel den Zaubereffekt selbst gar nicht beeinflussen kann. Ob man eine Flammensäule nun mit der Formel „Kal Vas Flam“ beschwört, oder mit der Formel „Dha Ama Shir“, lässt die Flammensäule selbst, also den Zaubereffekt, gänzlich unbeeindruckt. Man muss sich aber darauf einstellen, wenn man sich zu einer anderen Formelsprache entschließt, viel Zeit in das Erwerben einer neuen Routine investieren zu müssen: Zeit, die man im arkanen Studium an vielen Stellen sinnvoller einsetzen könnte. Die Frage, ob man nicht einfach auch in anderen Formelsprachen zaubern könne, ist also zu verneinen. Die Frage, ob es prinzipiell unmöglich sei neue Formelsprachen anzuwenden, sich diese also grundsätzlich anzueignen, ist allerdings gleichsam zu verneinen. Da die Fachliteratur auf die alte Menschensprache zurückgreift, rate ich jedem Menschen dazu auch in dieser Sprache zu wirken und sie beizubehalten. Alles andere ist mit Umständlichkeiten verbunden, die den Lernprozess erschweren werden. Im Umkehrschluss ist es einfacher die Zauberei von Vorn herein in einer fremden Formelsprache zu lernen, als dies nachträglich zu tun. Denn ein Neuling in diesem Bereich hat sich so oder so noch keine Routine aneignen können. Und dennoch bietet gerade für Menschen die menschliche Formelsprache Vorteile, die andere Sprachen nicht bieten. Dies sei das Thema des nächsten Abschnittes:

Vorteile der menschlichen Formelsprache
Wir haben im Vorfeld gelernt, dass die Pithbeleg auf die 26 Grundgedanken zurückgeführt werden können. Wir haben weiter gelernt, dass diese 26 Grundgedanken die Bausteine für alle anderen möglichen Gedankenkonstrukte sind. Wir haben außerdem Methoden kennengelernt, diese zu Kombinieren. Später werden wir uns noch anschauen, nach welchen syntaktischen Regeln Formeln angeordnet sein sollten. Wir wissen ebenfalls bereits, dass sich die Formelsprache der Menschen aus der alten Sprache der Echsen entstanden ist und bewusst von den Menschen dieser alten Zeit konstruiert wurde. Diese alte Sprache ist also nicht einfach frei entstanden, sondern zum Teil ganz bewusst geplant worden. Und so ist auch das folgende Phänomen zu erklären: Jedes menschliche Pithbeleg beginnt mit einem anderen Buchstaben. Kein Pithbeleg, das den gleichen Anfangsbuchstaben wie ein anderes hätte. Beginnend bei A – Am, über M – Mani, bis hin zu Z – (Zu) Zan. Der Grund für dieses Phänomen kann gefunden werden, wenn man sich wieder des Zweckes der Pithbeleg besinnt. Sie dienen in erster Linie auf gedanklicher Ebene dazu komplexe Gedanken „greifbar“ zu machen. Sie geben den Gedanken eine Struktur und unterstützen den geistigen Prozess auch auf lautlicher Ebene. Sie sind damit als ein Hilfsmittel anzusehen. Was die sprachliche Äußerung angeht haben wir es mit einem Hilfsmittel zu tun, das zwar wichtig ist, anderen Prozessen (primär gedanklichen) jedoch untergeordnet ist. Es fiel nun mehrfach das Wort Struktur. Zuvor war die Rede davon die Gedanken zu fokussieren, beziehungsweise die Konzentration. Die Worte der Macht sind eben diesem Prozess dienlich. Sie unterstützen dabei. Struktur ist das Schlagwort, das uns nun die Erklärung für die unterschiedlichen Anfangsbuchstaben beschert: Klar voneinander getrennte Pithbeleg bieten den deutlichen Vorteil klare Strukturen zu bieten und den Geist möglichst wenig zu belasten. Die menschlichen Pithbeleg klingen alle sehr unterschiedlich. Folglich ist es vergleichsweise einfach mit ihnen eine Routine einzuüben. Wären die Pithbeleg einander ähnlich, so wäre allein in diesem Umstand schon eine geistige Hürde gegeben. Die Menschen damals hatten die Möglichkeit ihre Formelsprache mehr oder minder selbst zu gestalten (natürlich angelehnt an die der Echsen) und konnten deshalb eine für sie ideale ersinnen. Ideal ist eine Formelsprache dann, wenn sie den Geist nicht unnötig herausfordert (denn der ist mit wichtigeren Dingen während des Zauberns beschäftigt). An dieser Stelle sei das Gesagte durch ein Beispiel verbildlicht: Hieße Kal At, Vas Ak und Flam Ag und man wollte eine Flammensäule beschwören, so müsste die dazugehörige Formel „A Ak Ag“ artikuliert werden, wobei das g von Ag weich und stimmhaft zu artikulieren sei. Bei 26 Worten der Macht, die einander so ähnlich wären, würden daraus Formelkonstrukte entstehen, über die man geistig rasch stolpern könnte. „Kommt als nächstes das Ak oder das Ag?“. Hier eine Routine aufzubauen ist weit schwieriger als bei klar unterscheidbaren Worten der Macht. Letztendlich fordert es den Verstand nicht im Ansatz so sehr heraus. Und gerade darin liegt der hauptsächliche Vorteil: Es bleiben mehr Kapazitäten sich geistig auf das zu konzentrieren, was eigentlich relevant ist. Menschen sind von Natur aus – verglichen mit anderen kulturschaffenden Völkern - „mittelmäßig“ magisch begabt. Das bedeutet nicht, dass das Menschenvolk unfähigere Zauberer als andere Kutlturen hervorbringen würde, sondern dass das Menschengeschlecht weniger magisch begabte Nachkommen hervorbringt. Elfen beispielsweise sind von Geburt an mit einem recht natürlichen Umgang mit Magie gesegnet. Während bei uns Kinder mit magischer Begabung eine Ausnahme sind, so sind es dort Kinder ohne magische Begabung. Elfen haben also einen angeborenen Zugang zur Magie. Ohne Ausbildung mag ihnen dies zwar nur bedingt dienlich sein, und dennoch ist darin auch eine Erklärung gefunden, warum sie weniger auf die „äuerßliche“ Aussprache der Worte der Macht angewiesen sind. Sie sind aufgrund ihrer Andersartigkeit bereits in der Lage die für die Zauberei nötigen Gedanken rascher richtig anzuordnen. Allgemein fällt es ihnen meist leichter die für die Zauberei nötigen Schritte zu durchlaufen. Verallgemeinert kann man auch sagen, dass ihr Geist häufig mächtiger als der von Menschen ist, was sich zum Beispielt darin äußern kann, dass sie einfache Gedanken sehr viel intuitiver greifen können. Viele Elfen können schon in jungen Jahren leichte Zauber wirken, ohne dass sie dazu eigens eine magische Laufbahn durchlebt hätten. Hier genügt oftmals bereits die Instruktion eines anderen Elfen, der gewisse Zusammenhänge erklären kann. Da die Zauberei primär ein geistiger Akt ist (es wurde zuvor hinreichend ausführlich bewiesen, dass die Lautäußerungen durch die Formeln zu vernachlässigen sind), kann es sich ein derart magisch-talentiertes Volk auch erlauben, in einer Formelsprache zu wirken, die nicht so klar gegliedert ist wie die der Menschen. Hinzukommt, dass die Formelsprache der Elfen ihrer natürlichen Sprache weit näher ist als uns Menschen. Dieser Umstand beschert natürlich gleichzeitig Vorteile, wo dieses Buch zuvor Nachteile nahelegte. Hochelfen kennen etwa das Pithbeleg „Sala“, aber auch das Wort „Salar“, das eine ganz andere Bedeutung hat. Sie sagen „Mandra“, aber auch in einem ganz anderen Kontext „Mandrala“. Und so fort. Diese umständlicher gestaltete Formelsprache gleichen sie aus durch: 1. meist bessere kognitive Eigenschaften und 2. der Tatsache, dass ihre Formelsprache recht nahe an ihrer natürlichen Sprache ist. Demgegenüber stehen Völker, die auch keine so klar strukturierte Formelsprache wie die Menschen kennen, die aber weit größere Probleme damit haben. Zu nennen seien hierbei die Barbaren oder die Orks. Ihre Worte der Macht erscheinen uns sehr umständlich und sie klingen in unseren Ohren häufig ähnlich. Das Ziel, ordnend und strukturierend zu wirken, können diese Sprachen kaum nachkommen. Darin ist einer von mehreren Gründen zu finden, weshalb es diese Völker selten in der Zauberei zu solcher Meisterschaft bringen, wie andere Rassen. Dennoch liegt darin auch für diese Völker ein Vorteil: Auch ihre Formelsprachen sind weit enger mit ihrer natürlichen Sprache verknüpft, als es bei uns Menschen der Fall wäre. Wir verbinden mit unseren Pithbeleg heute zunächst einmal nichts mehr – wir müssen sie während einer Ausbildung wie eine Fremdsprache erlernen.

Semiotik II – Runenkunde
Wie im Abschnitt „Semiotik I“ bereits erläutert wurde, können sprachliche Zeichen auch schriftlicher Natur sein. So ein Phänomen finden wir in den magischen Runen. Sie sind die alten Zeichen, die jeweils ein Wort der Macht beschreiben. Das, was dem Konzept „klein“ das Lautbild „Bet“ ist, ist die entsprechend gemalte Rune dem Konzept. Das Runenzeichen ersetzt an dieser Stelle also die lautliche Äußerung „Bet“. Runenzeichen sind stumm, sind aber im übertragenen Sinne der „Lautebene“ zuzuordnen. Mit ihnen verhält es sich auch gleichso wie mit der Lautebene, es gelten also die gleichen Regeln. Es ist also eine Folge der Arbitrarität dass das Zeichen für den Urgedanken „klein“ so aussieht, wie es aussieht. Eine andere Schreibweise kennen wir heute schließlich durch unsere Buchstaben, was diese aussage bestätigt. Sowohl das entsprechende Runenzeichen, als auch die Buchstabenfolge K-L-E-I-N bezeichnet ein und das selbe Konzept. Dennoch sind diese Zeichen aus den oben nachzulesen Gründen Konventionen unterworfen. Runenzeichen unterscheiden sich allerdings in einer Hinsicht maßgeblich von lautlich geäußerten Pithbeleg: Runenzeichen können in sich selbst ein gewisses Maß an Magie bergen. Das jedoch muss ausdrücklich nicht immer der Fall sein. Zunächst einmal ist es auch hier einem Schankwirt möglich eine Formel in Runenform irgendwo in ein Holz zu ritzen, oder auf ein Blatt Papier zu malen. In so einem Fall muss das Zeichenkonstrukt noch keine magischen Energien in sich tragen. Allerdings spielen verschiedene Faktoren der Macht solcher Runenzeichen zu. Der naheliegendste Faktor ist die Beständigkeit. Artikulierte Pithbeleg, verklingen. Man spricht sie aus und danach sind sie verhallt. Sie sind fort. Der Zeit zum Opfer gefallen. Schriftliche Runenzeichen jedoch, haben Bestand. Sie bleiben da, wo man sie zurückgelassen hat und bieten damit ganz andere Zugänge und Anwendungsmöglichkeiten. Ein fähiger Zauberer kann bereits bei ihrem Malen magische Energien in sie legen. Üblich ist dies etwa bei Schutzkreisen gegen Dämonen oder andere Wesenheiten. Runensymbole können jedoch auch wie eine gewöhnliche Schriftform benutzt werden, die nicht viel mehr als Buchstaben darstellt, obgleich jedes Zeichen für einen kompletten Urgedanken steht. Runenzeichen können aber auch eine Art Eigenleben entwickeln, wobei man diesen Begriff mit Vorsicht interpretieren sollte. Sie entwickeln in der Regel kein wirkliches Leben und auch kein Bewusstsein, aber es gibt Beobachtungen dazu, dass schriftlich fixierte Formeln, selbst wenn sie von magisch-unbegabten angebracht wurde, magische Energien förmlich anziehen könnten. Dieses Phänomen ist mit keiner Regelhaftigkeit beschrieben, aber so häufig beobachtet worden, dass man darum wissen sollte. Als Einführung sei dies an dieser Stelle an allgemeinen Informationen genug. Im Folgenden sei eine Liste mit den Runensymbolen gegeben.

Syntax
Dieses Kapitel wird einen allgemeinen Überblick über die Bedeutung der Syntax vermitteln. Bevor wir uns der Syntax im arkanen Rahmen nähern, müssen wir verstehen, was sich grundsätzlich dahinter verbirgt. Und dabei spielt es keine Rolle, ob wir nun die magische Formelsprache untersuchen, oder eine natürliche und von den Völkern gesprochene Sprache. Gleichso wie sich beispielsweise die Semantik mit Sätzen beschäftigen kann, ist dies auch Aufgabe der Syntax. Die Syntax ist jedoch für eine andere Kategorie der Sprache zuständig. Die Semantik beschäftigt sich mit Bedeutungen, die Syntax hingegen mit Strukturen und Anordnungen im weitesten Sinne. Ein Satz wie „Sie sahen die Valven, als sie gen Süden flogen“ kann beispielsweise aus syntaktischen Gründen verstanden werden. Warum dies so ist wird später gesagt. Problematisch ist hier jedoch der semantische Zugang – und eine Unterscheidung von Semantik und Syntax muss herausgearbeitet werden, bevor wir uns der Syntax allein widmen. Die Semantik erfordert nicht selten einen gewissen Grad an Weltwissen. Die Bedeutung des Satzes ist unklar, der semantische Zugang damit erschwert. „Sie sahen die Valven, als sie gen Süden flogen“, heißt es da. Aus semantischen (Bedeutung) Gründen ist unklar, wer flog. Flogen die „Valven“ und „sie“ „sahen diese Valven, als sie (diese Valven) gen Süden flogen“? Oder flogen „sie“ selbst und als „sie“ flogen (die Betrachter), sahen sie die Valven (die ihrerseits aber nicht flogen). Richtig deuten kann man diesen Satz nur mit dem nötigen Weltwissen. Weiß man nicht, was die Valven sind, dann weiß man nicht, was die Bedeutung dieses Satzes ist. Man könnte meinen die Valven wären Vögel und daraus ergibt sich dann die Vermutung, dass die „Valven“ genannten Vögel nach Süden flogen und sie (Beobachter) diese Vögel dabei sahen. Weiß man aufgrund seines Weltwissens hingegen, dass die Valven ein Gebirgszug sind, dann kristallisiert sich schlagartig die Bedeutung des Satzes heraus: Ein Gebirge wird wohl kaum gen Süden fliegen, also muss der Satz bedeuten, dass jemand (sie) gen Süden flog und dabei (unter sich) den Gebirgszug „Die Valven“ sah. Aufgrund von semantischen Umständen ist der Zugang zu solch einem Satz also erschwert oder gar nicht erst möglich (nämlich dann, wenn man die Bedeutung von „Valven“ schlicht nicht kennt). Syntaktisch hingegen ist der Satz einwandfrei verständlich. Was aber heißt das nun?

Die Syntax ist ein System von Regeln, nach denen aus einem Grundinventar kleinerer Einheiten (Wörter usw.) wohlgeformte (!) Sätze einer Sprache gebildet werden. Die Syntax beschäftigt sich also mit Strukturen und nach bestimmten Mustern festgelegten Anordnungen (etwa von einzelnen Wörtern). Am besten wird dies nun dadurch verdeutlicht, Beispiele anzugeben, die abermals den Unterschied zwischen Syntax und Semantik betonen. Hierbei sei gesagt, dass man im unterschiedlichen Sinne von „Gültigkeiten“ spricht. So kann ein Satz also in der Kategorie „Syntax“ ungültig sein, sehr wohl aber gültig in der Kategorie „Semantik“ (oder umgekehrt). Beide Bereiche sind klar voneinander zu trennen. Ein syntaktisch gültiger Satz ist dies: „Das Haus war schön und bunt“. Die Worte sind hier nach dem Regelsystem der menschlichen Sprache richtig angeordnet und bilden so einen wohlgeformten Satz. Die gleichen Wörter können aber auch anders angeordnet werden und sich so über unser Regelwerk der Sprache hinwegsetzen, etwa wenn man daraus macht: „und Haus das schön war bunt“. Verwendet werden die gleichen Wörter, die für sich allein genommen auch semantische Bezüge bieten (also im einzelnen Bedeutungen), der Satz als solcher ist aber keiner, weil er nicht den Regeln der menschlichen Syntax entspricht. So ein Satz ist nicht wohlgeformt. Man sagt auch: so ein Satz ist nicht grammatisch. Dadurch, dass dieser Satz nicht wohlgeformt ist, erschließt sich uns – bezogen auf den ganzen Satz – auch keine Satzbedeutung. Also gelingt uns auch kein semantischer Zugang zum Gesamtsatz. Was ist die Bedeutung dieses Satzes? Wir wissen es nicht. Es lässt sich also festhalten: Ist ein Satz aus syntaktischen Gründen nicht wohlgeformt, dann erschwert sich auch der semantische Zugang zu ihm, bis hin zur Unmöglichkeit ihn zu interpretieren. Umgekehrt kann ein Satz aber aus syntaktischen Gründen durchaus wohlgeformt sein, aber dennoch den Kriterien der semantischen Analyse nicht gerecht werden. Der folgende Satz folgt unserer Syntax, jedoch nicht unserem Verständnis von Semantik: „Die Idee trinkt den Traum“. Der Satz ist zweifelsohne wohlgeformt, allerdings erschließt sich uns seine Bedeutung nicht recht. Die Worte sind hier auf die Weise, wie sie uns unser sprachliches Regelwerk vorgibt, angeordnet, allerdings ergibt der Satz auf semantischer Ebene keinen Sinn. Wählt man andere Worte, halten beide Kriterien stand: die der syntaktischen Analyse und die der semantischen: „Die Frau trinkt den Wein“. Jetzt sind die Worte wohlgeformt aneinandergereiht worden, UND auf der Ebene der Semantik ergibt der Satz einen Sinn. Überträgt man diese Erkenntnis nun auf die magische Formelsprache, so wird deutlich, dass auch hier sowohl Semantik als auch Syntax von Bedeutung sind. Einerseits zeigt uns die semantische Betrachtung der Formel an, was der Zauber bezwecken soll, andererseits kann uns diese Bedeutung nur deutlich werden, wenn die einzelnen Pithbeleg auch grammatisch korrekt angeordnet wurden. Wir kennen die Bedeutung (semantische Ebene) von den Worten „Vas“ „Flam“ und „Kal“. Ordnet man sie jedoch wie folgt an „FLAM VAS KAL“, so können wir keineswegs mehr auf die Beschwörung einer großen Flamme schließen, weil die Anordnung der Wörter aus syntaktischen Gründen eine andere Deutung nahelegt. Es wird nun deutlich, dass nicht nur natürliche Sprachen ein Regelwerk brauchen, das die Anordnung der Wörter vorgibt, sondern dass sich dieses Konzept auch auf die magische Formelsprache übertragen lässt. Die Frage nach der Anordnung der Worte der Macht in einer Formel ist also eine syntaktische. Warum heißt es also „In Vas Mani“ und nicht „Mani Vas In“? An dieser Stelle kommt die Grammatik ins Spiel. Sie sei das Thema des nächsten Absatzes.

Grammatik
Die Grammatik ist Teil der Syntax. Ist ein Satz – oder eine Magieformel – wohlgeformt, dann ist sie zugleich auch grammatisch (korrekt). Ein grammatischer (grammatisch korrekter) Satz, ist grammatisch, weil die einzelnen Bestandteile des Satzes (Wörter) nach den gültigen Regeln einer Sprache angeordnet sind. Man spricht auch von einem Grammatischen Regelkatalog, der für eine Sprache gilt. Er verbietet es etwa zu sagen „Schön Haus das war“, und fordert uns auf zu sagen „das Haus war schön“. Ungewöhnlich mutet nun die folgende Tatsache an: Es gibt nicht nur eine Grammatik für eine Sprache. Dieser Umstand muss an dieser Stelle zunächst so hingenommen werden. Es gibt nicht nur eine einzige Grammatik für etwa die Menschensprache, sondern es gibt mehrere Grammatiken. Das liegt daran, dass es mehr als nur eine Herangehensweise gibt, die Struktur von sprachlichen Äußerungen (Sätzen) zu analysieren. Genau so verhält es sich auch mit magischen Formeln. Es gibt niemals DIE Grammatik, sondern immer nur Grammatiken. Die guten unter ihnen können sich von anderen grundlegend unterscheiden, stimmen aber damit überein aus bestimmten Gründen eine Daseinsberechtigung zu haben. Grundunterschiede verschiedener Grammatiken liegen meist im Fokus des Untersuchungsgegenstandes. Die Art und Weise wie Worte anzuordnen sind, ist nicht eindeutig definiert und lässt sich auch nicht eindeutig definieren, es gibt aber feste Rahmen, die man zweifelsohne einzuhalten hat. Es gibt in der natürlichen Sprache die verbreitete klassische Grammatik, es gibt aber auch – um nur eine weitere zu nennen – eine Verb-Grammatik, eine Valenzgrammatik. Diese Grammatik rückt das Verb in den Mittelpunkt und geht davon aus, dass das Verb zwingend, aufgrund einer gewissen „Wertigkeit“ andere Wörter in bestimmter Lage zu sich einfordert. Die eine Grammatik hat mit der anderen nur am Rande etwas zu tun. Beide Grammatiken versuchen die Anordnung der Wörter zueinander zu beschreiben und zu untersuchen und Regelsysteme zu beleuchten. Für die Magie ist an dieser Stelle folgendes wichtig zu wissen: Auch magische Formeln müssen in sich wohlgeformt, also grammatisch (korrekt) sein. Dennoch gibt es für die magische Formelsprache nicht DIE Grammatik, sondern stets Grammatiken. Eine davon wird im Zuge dieser Unterrichtsreihe noch vorgestellt werden, weswegen sich dieses Buch damit begnügt, darauf hinzuweisen, dass es mehrere Grammatiken gibt. Die oben genannte trägt den Namen „Grammatik nach Letizia Emerald Caleano“. Sie stellt eine Möglichkeit dar die Worte der Macht nach bestimmten Regeln anzuordnen. Was geschieht, wenn man sich bei der Struktur einer Zauberformel versehentlich vertut? Was, wenn man anstelle von „Kal Vas Flam“ „Flam Vas Kal“ ausspricht? Diese Antwort können wir uns nach dem gelernten nun selbst beantworten. Vorausgesetzt, der Zauber wurde im Geiste richtig geformt, ist diese Fehlstellung der einzelnen Pithbeleg also ein Phänomen, das in der lautbildlichen Ebene (siehe Semiotik I) stattfindet. Wir haben zuvor mehrfach bewiesen, dass diese Ebene im Gegensatz zu der geistigen kaum von Relevanz ist. Wir können damit ausschließen, durch die Fehlstellung der Formeln, eine Katastrophe auszulösen. Anzunehmen ist dafür aber, dass der Zauber schlicht fehlschlägt. Die missglückte Formelstruktur lässt darauf schließen, dass auch die geistige Gliederung der Urgedanken fehlgeschlagen ist. Das eigentliche Problem ist also in der mentalen Ebene zu suchen – die artikulierte Äußerung ist nur eine Folge des eigentlichen Fehlers. Eine klare Struktur der Formeln, weist auf eine klare Struktur der Gedanken hin. Als unterstützendes Moment, ist also stets auch auf eine korrekte Grammatik zu achten. Deshalb werden nach verschiedenen Grammatiken Herangehensweisen gelehrt, die eine einfache und sinnvolle Struktur zunächst der Pithbeleg, hintergründig (und wichtiger) aber auch der damit verbundenen Elemente verbinden. Ein ganz allgemeiner Rat sei an dieser Stelle gegeben: Der Versuch Formeln über die natürliche Sprache anzugehen, ist häufig hilfreich. Wie man es im Detail machen kann, wird in einem anderen Seminar am Beispiel der Grammatik nach Caleano vorgestellt.


* Bei diesem Exemplar handelt es sich um eine Abschrift des Originalwerkes. Es wurde im Jahre 0 nach Betreten der Insel der Nebel von der Hochmagierin Xa'Velle Belin, Hüterin der Schriften der Magieakademie zu Surom, gefertigt. Dem Buch selbst liegt ein Pergament bei, auf welchem offenbar eine Liste angefertigt wurde, auf der weitere Buchtitel notiert sind, die sich mit Themen ähnlichen Inhalts oder weiterführender Literatur beschäftigen. Bücherliste *