Xenismus, Band 1-3

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Xenismus - Band 1


I. Vorwort


In der vorliegenden Arbeit will die Autorin – namentlich: Letizia Emerald Caleano – ihre Kenntnisse bezüglich dem als Xenismus bekannten Gedankenmodells mit der hiesigen Magierschaft und allen Interessierten teilen. Etwaige Diskurse über die genannte Thematik sind jedenfalls gewünscht und werden von der Autorin offensiv gesucht.

Die Arbeit gliedert sich in 14 Kapitel. Zu Beginn werden die allgemeinen wissenschaftlichen Vorbehalte einer jeden Theorie, einer Forschung oder einer Studie erläutert. Hierbei werden die, durch den recht „allumfassenden“ Charakter des Xenismus, potentielle Missverständnisse und/oder Vorurteile thematisiert. Es folgt eine kurze Begriffsbestimmung der Fachtermini, die innerhalb des Xenismus verwendet werden bzw. der üblichen Begriffe, die innerhalb des Xenismus einen leicht modifizierten Bedeutungsgehalt besitzen. Anschließend wird die – im Xenismus gelehrte – Entstehung des Universums geschildert, dies mag an und für sich für eine magische Arbeit etwas ungewöhnlich erscheinen, jedoch wird dem geneigten Leser schnell auffalle, dass durch die Schaffung des Seins, auch die „Spielregeln“ der Magie definiert wurden. Xenismus bedeutet Grundlagenforschung und keine Symptomdeutung, was eine weit grundlegendere Betrachtungsweise der „Welt“ und des „Seins“ nötig macht, als in vielen anderen Magietheorien. Die strukturelle Differenzierung zwischen der Erschaffung des Universums und der Erschaffung der Multiversen erschien der Autorin dienlich, da die Motive für die Erschaffung der Multiversen – und damit auch dem unseren – innerhalb des Xenismus ausgesprochen direkten Bezug zu der Magierschaft im Allgemeinen und der Magiewirkung im Speziellen besitzt. Anschließend wird die „Gestaltung der Multiversen“ thematisiert, hierbei ist der Titel möglicherweise etwas missverständlich. Die Autorin kann (durchaus nachvollziehbarer Weise) nur von unseren Multiversum ausgehen und Ableitungen für dessen Gestaltung treffen. Der allgemeine Titel soll Einsicht in die Notwendigkeit für die Erforschung fremder Multiversen schaffen. Für eine bessere bildliche Vorstellung des Ebenenmodells des Xenismus wird anschließend eine schematische Darstellung gemeinsam mit notwendigen Anmerkungen geliefert. Es folgt der einer jeden magietheoretischen Arbeit charakteristische Bezug zur praktischen Anwendung der Applicationen, der Syllabeln der Macht, der Paraphenalia, des Manas, der Ritualistik (samt Runenkunde/Symbolkunde/Zirkelkunde etc.) sowie der Arkanogenese. An diesem Punkt der Arbeit folgt ein „Bruch“, die Autorin ist zu dem Schluss gekommen, dass die rein wissenschaftliche Betrachtung mitunter nur bedingt möglich ist und folglich wird die Arbeit ab Kapitel 12 tendenziell normativ. Es sei hierbei jedoch erwähnt, dass noch immer die wissenschaftlichen Vorbehalte (Kapitel 2) volle Wirkung besitzen und auch jene Passagen lediglich ein Theorienmodell erklären oder konkreter, die Ableitungen und Konsequenzen des Xenismus definieren soll. In Kapitel 12 werden die „Strömungen des Xenismus“, auch hierbei unterscheidet sich das Modell des Xenismus wohl massiv von diversen Alternativ-Modellen innerhalb der Magietheorien, er ist keineswegs eine homogene Theorie, es gibt zahllose „Verwerfungen“ und Widesprüchlichkeiten, die nur teilweise aufgelöst werden können. Der Xenismus ist konsequent durchdacht ein klarer Handlungsauftrag an einen jeden Magiewirkenden und die Autorin will diese Ableitungen definieren und niederschreiben. Kapitel 14 und 15 stellen die Abschlussbemerkungen und die Bibliographie mit Erwähnung aller zitierten Texte dar, ein Fixpunkt einer jeden wissenschaftlichen Arbeit, der nicht weiter umschrieben werden muss. Abschließend will die Autorin ihren Dank bestimmten Personen bekunden, da ohne ihre Theorien, ihre Werke und letztlich ihren Intellekt die vorliegende Arbeit nicht zustande gekommen wäre. Dies bedeutet keineswegs, dass die Theorie des Xenismus mit jeglichen anderen Magietheorien Parallelitäten aufweist, dennoch sind die folgend erwähnten Personen Quell von Demut, Inspiration, Kreativität und Willenskraft:

Mentor Wukaan Hudd, Mentora Ishar al-bastra ai Fasar, Meisterin Nadia Dinin,

Mentora Glaris Lommri, Meister Alirion Damotil, Meister Cendrash


II.Wissenschaftliche Vorbehalte


Der Anspruch der vorliegenden Arbeit ist keineswegs als „wahrhaftig“ zu gelten, der Xenismus ist ein Gedankenmodell, eine Theorie, welche versucht – in einem sehr weitläufigen Sinne – die Magiewirkungen, die Applicationen und ihre Komponenten (Syllabeln der Macht, Paraphenalia und das Mana) zu erklären. In diesem Sinne soll das Modell des Xenismus den gegenwärtigen wissenschaftlichen Diskurs bereichern, ihn erweitern und möglicherweise einen Einfluss auf ihn ausüben.

Die vorliegende Arbeit ist darüber hinaus keineswegs als abgeschlossenes, „fertiges“ Modell zu betrachten. Vielmehr handelt es sich um eine konsequente Fortsetzungen der Studien und Thesen der Xenisten. Das als Xenismus vorliegende Modell ist eine Magietheorie, welche über Jahrhunderte und ganze Generationen weitergegeben, verfeinert und konkretisiert wurde; in diesem Sinne ist die vorliegende Arbeit zu verstehen als ein weiterer Schritt auf dem „ewigen“ Weg der Wissenschaft. Folglich betrachtet die Autorin jenes Werk keineswegs als Endprodukt, vielmehr als „aktuellen Stand“ ihrer eigenen wissenschaftlichen Betrachtung und es ist ausgesprochen wahrscheinlich, dass jenes Modell weiter ausgebaut werden wird. Im Wesentlichen ist die Autorin bemüht, den „Karren der Wissenschaft“ mit diesem Werk einige Schritt weiter zu ziehen, nicht mehr und nicht weniger. Durch den weit „umfassenderen“ Charakter jener Magietheorie - gemeint ist hierbei die Erklärung von der Entstehung allen Seins über die Definition der ersten denkenden „Wesen“ bis hin zu den Syllabeln der Macht - ist zu befürchten, dass jenes Modell weit mehr Widerspruch erfährt als „konventionelle“, partikuläre Magietheorien; diesbezüglich sind einige klärende Worte angebracht: Die „Wesen“ Xen, welche in Kapitel IV. beschrieben werden, sind nicht zwangsläufig mit Göttern oder gottähnlichen Wesen gleichzusetzen. Es ist durchaus denkbar, dass das Wirken „der Götter“ zur Zeit „des Nichts“ stattfand. Dieser Umstand ist unmöglich zu beweisen oder zu widerlegen. Folglich wird sich diese Arbeit nicht mit jener Fragestellung beschäftigen. Das Modell des Xenismus definiert fast jeden Prozess der Weltentstehung relativ genau, es ist aber eine „Lücke“ zu Beginn der Zeitlinie, wie aus dem „Nichts“ schließlich Mana wurde ist auch innerhalb des Xenismus umstritten und letztlich nicht geklärt. In genau jener „Lücke“ schließlich haben die Wirkungen der Götter „Platz“. Die Behauptung, welche in Kapitel IV.II. aufgestellt wird, dass sich das Mana permanent ausdehnt und zu „verdünnen“ droht, ist als ein sehr, sehr langsamer Prozess zu verstehen. Menschen reagieren häufig negativ auf Modelle, die „der Existenz an sich“ nur eine temporale Manifestation zugestehen, hierbei sei jedoch darauf verwiesen, dass derlei Gedankenmodelle an und für sich sehr stark verbreitet sind: Besonders klerikale Modelle besitzen sehr häufig einen „Tag des Endes“, an dem die Existenz – so wie wir sie kennen – endet. Ebenso in der wissenschaftlichen Betrachtung der Welt ist die „Ewigkeit der Welt“ alles andere als unumstritten. Abschließend sei zu bemerken, dass die Verdünnung des Manas nicht zwangsläufig das Ende jeglichen Seins bedeuten muss, es ist möglich, aber nicht der einzig denkbare Weg. Genauso gut kann die Theorie aufgestellt werden, dass nach der „Ära des Manas“ lediglich eine neue Ära eingeläutet wird, deren Struktur und Beschaffenheit für uns jedoch nur bedingt vorstellbar ist. Erneut werden jene Thesen und Gedankenmodelle in jener Arbeit nur am Rande behandelt, da eine Beweisführung an sich verunmöglicht ist und die Arbeit sich zwangsläufig in die Sphäre der Spekulation bewegen würde. Die Erkenntnisse der vorliegenden Arbeit sind keineswegs alleine durch die Autorin erreicht worden, vielmehr gehen die meisten grundlegenden Thesen auf Arbeiten des Meisters Wukaan Hudd, sowie seiner Meisterin Nadia Dinin zurück. Darüber hinaus sind Überlieferungen der Xen selbst Grundlage der vorliegenden Arbeit, jene Überlieferungen stehen der Autorin jedoch nur als Kopien zu Verfügung und es ist zu bezweifeln, ob selbst die Meister der Autorin die Originale je gesehen haben. Diesbezüglich sei darauf hingewiesen, dass die Autorin jener Arbeit nicht aus den hiesigen Ländern stammt und es folgerichtig als eine Art von „Pflicht“ ansieht, das Gedankenmodell des Xenismus zu verbreiten.


III.Begriffsbestimmungen


Im Folgenden, werden relevante Begriffe innerhalb des Xenismus (sowie teilweise der „allgemeinen Magietheorien“) kurz zusammengefasst. Dieser Teil der Arbeit soll als eine Art Nachschlagewerk dienen, die dem geneigten Leser helfen soll, die folgenden Ausführungen jederzeit zu erfassen. Grundsätzlich ist die Notwendigkeit solcher „Begriffserschaffungen“ gegeben, da beispielsweise „Nichts“ bzw. „Das Nichts“ nicht im Geringsten die Wesenheit des „Nihilum“ zu definieren im Stande ist. Diesbezüglich verweist die Autorin auf die folgenden Kapitel, in dem jene Begriffe umfassender bestimmt werden.

Parallel zu den oben erwähnten Begriffen können nun zusammengesetzte Begriffe hergestellt werden, der Übersichtlichkeit halber werden die wichtigsten zusammengesetzten Begrifflichkeiten hier zusammengefasst:

Xenismus - Band 2


IV. Von der Erschaffung des Universums1


IV.I. Das Nihilum


„Fürchtet jeden Gedanken daran. Nihilum isset kein Zustand, kein Gedanke, kein Moment, kein Ort, kein Gefühl. Nihilum und das Verb Sein in einem Atemzug zu nennen, gehet schon von völlig falschen Annahmen aus. Zu klein isset jeder Verstand, der existiert, zu begrenzt und unwissend. Waget niemals euch anzumaßen, auch nur ansatzweise Nihilum zu verstehen – als Narren würdet ihr euch offenbaren und als Narren müsste man euch behandeln.“


Auszug aus den Aufzeichnungen Mentor Wukaan Hudds

während einer Lehrstunde bei Meisterin Nadia Dinin Zu Beginn war das Nihilum, es herrschte keine Zeit, kein Raum, kein Gedanke, keine Emotionen, keine Relativierungen und genauso wenig die Absolute, keine Materie und kein Mana. Wie aus dem Nihilum das Mana hervorging ist nicht schlüssig erklärt, jene Ära ist es in der „den Göttern Platz gemacht wurde“. Hier stößt die Wissenschaft an ihre Grenzen, kein Erklärungsansatz ist plausibel, weder wieso das Nihilum nicht Nihilum blieb, noch was „vor“ dem Nihilum war, was jedoch angesichts der Tatsache, dass es keine Zeit gab, an und für sich obsolet erscheint. Das Nihilum zu beschreiben ist also per Definition nicht oder nur unzureichend möglich. Es ist verführerisch und geradezu simpel „Nichts“ mit dem Fehlen jeglicher Materie, jeglicher geistiger Kräfte, dem Fehlen von Raum und Zeit gleichzusetzen, doch jener Versuch einer Umschreibung des Nihilums greift deutlich zu kurz. Nihilum bedeutet letztlich auch die Verneinung der Verneinung, also könnte man wiederum schließen, dass das Nihulum alles und nichts ist. Wie jedoch aus dem kurzen Exzerpt von Meister Wukaan Hudd hervorgeht, ist selbst die „Existenz“ des Nihilums nicht mit dem Verbum „sein“ zu definieren. Das Einzige, was definitiv bezüglich dem Nihilum geschrieben werden kann, ist, dass es zuerst „war“. Konkreter: dass es vor der gegenwärtigen Ära des Manas „war“. Jeder Text bezüglich jener Ära des Nihilums bewegt sich auf einer Gradwanderung der Spekulation und ist unmöglich – im wissenschaftlichen Sinne – mit Beweisen zu untermauern. Dennoch gab es im Laufe der Zeit einige Wissenschaftler und Magier, die sich jener Ära des Nihilums widmeten. Der Vollständigkeit halber werden die konsistentesten Theoreme kurz vorgestellt. Es ist jedoch anzumerken, dass jenes Thema nicht ansatzweise vollständig erfasst werden kann. Die hier vorliegenden Theoreme kratzen an der Oberfläche jener Ära und letztlich wird das Nihilum wohl für alle Zeiten (zumindest aber für die Ära des Manas) ein ungelöstes Mysterium bleiben. Des weiteren sind die folgenden Theorien stark verkürzt, in den Heimat der Autorin gab es vollständige Bibliotheken nur zu dem Nihilum, diese komplexen und teils widersprüchlichen Thesen hier abzubilden würde jeglichen Rahmen der Arbeit sprengen; die Autorin bittet diesbezüglich um Verständnis. Theorie der „Grundlage allen Seins“: Jene Theorie geht davon aus, dass die Ära des Nihilum nie „war“ aber auch nie geendet hat, diese an sich etwas abstruse These erklärt sich wie folgt. Das Nihilum wird als Grundlage des Universums, aller Perqaum Plani (Meta-Ebenen) sowie der Multiversen verstanden, es ist quasi die Urgrundlage, die selbst Raum und Zeit und auch das Mana benötigen. In diesem Sinne könnte man das Nihilum als eine „Art Element“ beschreiben, vielmehr jedoch als „Urelement“, ohne dem keine Differenzierung zwischen Raum/Zeit/Gedanken/ Elemente/etc. möglich wäre.

Theorie des „Ära - Kreislaufes“: Jene Theorie sieht das Nihilum als momentan „unterdrückt“ an, jedoch nicht für immer. Das Nihilum wird folglich von dem Mana „überlagert“, schlummert aber noch immer darunter und wartet „geduldig“ auf den Moment, in dem das Mana seine Kraft verliert. Durch die Ausdehnung des Manas und die damit verbundene „Verdünnung“ (der Prozess der unter dem Termini: Extens Exsolvo zusammengefasst wird – siehe Kapitel IV.II.) löst sich die Ära des Manas sukzessive auf. Folglich interpretiert jene These den Übergang von Nihilum zu dem Mana als einen „ewigen Kreislauf“, das Nihilum herrschte und wurde vom Mana „überlagert“, das Mana dehnt sich in die Unendlichkeit aus, bis es vollständig „verdünnt ist“, dann herrscht wieder das Nihilum, solange, bis sich das Mana wieder „zusammengezogen hat“, um sich erneut auszudehnen und das Nihilum zu „unterdrücken“.(Innerhalb jener Theorie geht man von einer „Rückläufigkeit des Manas aus, sprich: Sobald das Mana einen gewissen Grad an Verdünnung erreicht hat, zieht es sich zwangsläufig wieder zusammen und „bündelt“ sich.).

Theorie des „Grenzlaufes zwischen Mana und Nihilum“: Dieses Modell geht davon aus, dass das Nihilum noch immer „existiert“, jedoch außerhalb des Universums. Es stellt sozusagen die Grenze zwischen „Sein“ und „Nichtsein“ dar, das Mana und das Universum (mitsamt Raum/Zeit/etc.) dehnt sich folglich „in das Nihilum“ aus. Es ist jedoch nicht der Fall, dass jener Prozess irgendwann enden muss, da innerhalb des „Nihilums“ kein Raum existiert, kann sich das Universum unendlich ausdehnen, da erst durch seine Ausdehnung Raum „geschaffen“ wird. Man spricht hierbei von einer „Raumschaffung durch die Ausdehnung in die Raumlosigkeit“, um die ewige Ausdehnung verständlicher zu machen.

Zusammenfassend: Das Nihilum zu ergründen ist weit mächtigeren Wesen als allen in unserem Multiversum existenten nicht gelungen. Letztlich basiert auf jener Tatsache wohl die „Furcht der Xen“ (siehe Kapitel V.I.), die Furcht vor dem Unbekannten ist erst dann verständlich, sofern man „alles andere“ versteht und als positiv ansieht (was offenbar bei den Xen der Fall ist). Folglich kann keine genaue Definition des Nihilums getroffen werden, wir müssen uns damit begnügen festzustellen, dass unser Vokabular, unsere Vorstellungskraft und unsere Kreativität nicht ausreicht, das Nihilum zu erfassen und uns lediglich die chronologische Einordnung des Nihilums „als Erstes“ möglich ist (wobei selbst dies in anbetracht der Theorie des „Ära – Kreislaufes“ nicht unbestreitbar erscheint).

IV.II. Von der Extens Exsolvo


„Und so beuget euch jener Wahrheyt, leset, was die hoch ehrwürdigen Xen geschrieben, in einer Zeit, da die Multiversen geschaffen waren! Dies isset die wichtigste Wahrheyt, die einzige, die Gültigkeit behält, wenn alles andere verfällt in Angesicht von Lug und Schmach, diese Wahrheyt vergesset nie! Lernet jene Worte, nehmet sie in Herz, Geist und Leben auf, richtet euch stets danach.“


Interpretation von Meisterin Nadia Dinin

Die Extens Exsolvo, drückt einen Prozess aus, der am besten mit einer „permanenten Ausdehnung des Manas“ umschrieben werden kann. Dieser Prozess beendete die Ära des Nihilum - sofern man die Theorie des „Ära – Kreislaufes“ nicht beachtet, was hier der Einfachheit halber getan wird. Wie jenes Mana an sich entstand, ist vollkommen unklar, es ist jedoch wichtig, noch einmal auf den Umstand hinzuweisen, dass das Nihilum nicht vollständig - wohl nicht einmal Bruchstückweise - erforscht wurde, ergo ist es ebenso unmöglich, die exakten Umstände zu beschreiben, wie nun jenes Mana „kreiert“ wurde.

Essentiell an der Extens Exsolvo ist nun, dass sich das Mana schlagartig ausdehnte und sich bis heute noch immer in jenem „Ausdehnungsprozess“ befindet. Die Extens Exsolvo ist also keineswegs abgeschlossen. Durch die Ausdehnung des Manas wurde die Creote (die Erschaffung allen Seins) überhaupt erst möglich, einerseits da das Nihilum zurückgedrängt bzw. überlagert wurde (je nach Theorie, siehe Kapitel IV.I.), andererseits da jenes Mana die Energie für alle folgenden Manifestationen lieferte. Das Mana stellt somit die „Energie der Creote“ und der Extens Exsolvo dar. Obgleich die Extens Exsolvo, die Grundlage allen Lebens, allen Seins und aller Manifestationen darstellt, ist sie gleichzeitig auch ihre größte Bedrohung – da durch die Verdünnung des Manas letztlich die Grundlage allen Seins schwindet. Betrachtet man eine Energie, die sich ewig ausdehnt, die in alle Richtungen fließt, stellt sich die Frage, wie „viel“ von dieser Energie – dem Mana – vorhanden ist. In zahllosen Magietheorien wird das Mana als quasi unendliche Energiequelle dargestellt, die nie versiegt und immer vorhanden ist. Dem wird hier massiv widersprochen, zwar ist der Mana-Vorrat des Universums so gewaltig, dass er sich in zeitlichen Dimensionen verringert, die für die Menschheit vollkommen irrelevant sind, aber das Mana verdünnt sich stetig und unentwegt. Diese Tatsache ist letztlich Grund für die Erschaffung der Multiversen und damit auch der unserer Existenz, vor allem aber für den unentwegten Drang der Xen, diesen Prozess – der Anfangs jedes Sein erschuf, aber nun zu dessen Gefahr „mutierte“ - zu stoppen. Beweis hierfür liefern die Überlieferungen, welche durch Meisterin Nadia Dinin vor vielen Sommern an die Autorin weitergegeben wurde:


„Aus dem Nihilum entsprang Mana, wo zuvor nichts, war plötzlich etwas, und Mana breitete sich aus. Denn wo keine Grenzen sind, kann nichts zurückgehalten werden, wo kein Rand, fließt das Wasser immer weiter, bis es versiegt. Mana wird sich bis zu seinem und unserem Ende ausdehnen. Mana wird nie an Grenzen stoßen, doch wo auch immer es herkommt, es quillt nicht unendlich hervor. Je weiter es sich ausdehnt, umso geringer wird unser Zugriff darauf, und das wird das Ende allen Seins! Merket euch dies, ihr Xen minor, die wir schufen, und legt es zu Füßen eurer ganzen Forschung. Forschet, findet einen Weg, Extens Exsolvo aufzuhalten!“


Aus den Überlieferungen der Xen

Zusammenfassend: Die Extens Exsolvo war jener „Moment“ - der bis heute andauert - in dem aus dem Nihilum etwas Greifbares – auch für uns in Worte Fassbares – wurde. Das Mana dehnte sich aus und dehnt sich bis heute aus, dadurch tritt jener Effekt ein, den man am ehesten als „Verdünnung“ des Manas beschreiben kann. Dieser Prozess bedeutet irgendwann das „Ende aller Existenz“ (da das Mana Grundlage aller uns bekannten Existenzformen ist), wobei hier darauf verwiesen werden muss, dass es „lediglich“ das „Ende aller Existenz – wie wir sie kennen“ bedeutet. Wie das Mana geschaffen wurde, bestimmt der Xenismus nicht, es kann von einem Gott geschaffen worden sein, vom „Nichts erträumt“ oder durch das Nihilum produziert.

Xenismus - Band 3

IV.III. Die Metula


„Mana ist die schöpferischste Kraft, die Grundlage unserer Existenz. Als Mana sich ausdehnte, erschuf es dadurch Creote, einen Moment oder Jahrmillionen der Erschaffung. Wenn du schon an etwas glauben willst, so glaub an Creote, jenem Zustand verdanken wir all unser Sein. Die Xen nannten es später Perqaum Planum In, [...] doch Creote war es davor. Creote ist mit unserem weltlichen Verstand ebenso schwer zu ermessen wie Nihilum – und dennoch, den Unterschied wirst du noch erkennen.“


Ausführungen Mentora Ishar al-bastra ai Fasar's

Die Creote beschreibt den Zeitraum – dessen exakte Dauer, weder ergründbar noch von Relevanz ist – in dem aus dem Mana schließlich das Universum geschaffen wurde. Dieser Prozess ist – streng genommen – nicht abgeschlossen, noch immer formt das Mana neuen Raum und dehnt die Zeit auf diesen Raum aus (siehe Kapitel 4.2). Die Metula hingegen beschreibt die Erschaffung von Raum und Zeit durch das Mana und stellt damit den ersten Schritt der Creote dar. Creote ist also ein Prozess, dessen erste Handlung die Metula war. Grundsätzlich definiert der Xenismus kein Bewusstsein „dahinter“, welches jenen Prozess gesteuert hat, vielmehr bedingt die „Ausdehnung des Manas“ einen Raum und da Ausdehnung ebenso wenig ohne Zeit möglich ist, formte das Mana auch diese. Erneut der Hinweis: Der Xenismus bestreitet ebenso wenig die Existenz eines „Bewusstseins“, eines „Gottes“ oder eines „Gott-ähnlichen“ Wesens, welches aus dem „Nichts“ das „erste Etwas“ erschuf, wie er ein solches „Bewusstsein“ fordert oder untermauert. Das Mana erschuf also Raum und Zeit während der Metula, der Raum war einzig vom Mana durchdrungen und er war nur für jenes geschaffen worden. Die Zeit war einzig nötig, um die ständige Ausdehnung des Manas zu ermöglichen und sie wurde von ihm erschaffen. Wichtig für das Verständnis der Metula ist, dass Raum, Zeit und Mana damals nicht von einander zu trennen waren, vielmehr kann man es als eine „Masse“, ein gemeinsames „Konstrukt“ begreifen.


„Und höret, ihr Rassen jenes Multiversums. Während Metula entstanden im Mana Abweichungen, die es verformten und neue Kräfte bildeten. Ihr nennt es heute Raum und Zeit, wir nannten es Grav und Tym und dennoch ist beides Falsch, denn die Bennenung alleine ändert den Zustand von Creote. Kein Gedanke, kein Name, kein Wesen existierte während Creote, bloßes und undenkbares Chaos. Schöpferisches Chaos, unbezähmbar und wild, und ohne Ziel. ...“


Aus den Überlieferungen der Xen

Abschrift von Mentora Ishar al-bastra ai Fasar's Jenes „schöpferische Chaos“ wurde später durch die Xen „getrennt“, benannt und erreichte erst dadurch eine Struktur. Ob die Struktur jener Gewalten (in diesem Fall Raum und Zeit) innerhalb des Universums ähnlich der Struktur in unserem Multiversum ist, kann nicht ergründet werden. Zum Verständnis ist es wichtig zu sagen, dass Extens Exsolvo erst durch die Creote und in ihr die Metula ermöglicht wurde, die Cerote beschreibt den „permanenten Erschaffungsprozess des Universums“, die Metula beschreibt den Teil der Creote, in welchem Raum und Zeit erschaffen wurden und Extens Exsolvo schließlich beschreibt das Phänomen, dass alles Mana sich ausdehnt und so schlussendlich verdünnt. Darüber hinaus stellte jener Prozess (die Metula) bereits die ersten Grundsteine für die weitere Creote dar: Durch Raum und Zeit wurden bereits Faktoren geschaffen, die zur Erschaffung der Mens prim (Urgedanken/Konzepte/Zustände) führten.

IV.IV. Die Mens prim


„Nichts als Wörter konnten wir dem gewaltigen Prozess der Creote entgegen stellen, nicht als leere Hüllen, deren Bedeutung von noch viel niederen Geistern als den unseren zu verstehen versucht wurde.[...] Doch nach Chaos folgten Mens prim. [...] Welch unwürdige Titulierung für solch großen Prozess! Welch Hohn, dass wir jenes Wissen an die Xen minor übergeben werden, doch welch Alternative ist uns geboten? Keine! Und so erfahret nun, von der zweiten Schaffung der Creote, von den Wesen aller Art, die in jeder der euren Welten zu finden sind.


Aus den Überlieferungen der Xen

Abschrift von Mentora Ishar al-bastra ai Fasar's Die Erschaffung der „Mens prim“ stellt den zweiten „Schritt“ der Creote dar, sie beschreibt die Enstehung von Gedanken, Konzepten und ersten Zuständen innerhalb der damaligen Urmasse. Innerhalb der Xenisten gab es lange Zeit eine rege Diskussion bezüglich der korrekten Übersetzung des Wortes „Mens“. Anfangs wurde „Mens“ als Gedanke interpretiert, jedoch gab es relativ kurz danach bereits erste Bedenken, die im Wesentlichen ihre Kritik auf das „Vermenschlichen eines menschenlosen Prozesses“ bezogen. Ein Gedanke ist letztlich ein Produkt, den der menschliche Verstand hervorzubringen im Stande ist. Wie aus der Metula hervorgeht, handelte es sich bei dem damaligen existenten Faktoren Raum, Zeit und Mana keineswegs um abgetrennte Bereiche, es handelte sich um eine Urmasse, die sich unkontrolliert in alle Richtungen ausdehnte. Dass eine derartige Urmasse auch nur im Entferntesten ein Produkt hervorbringt, das im Wesentlichen einem menschlichen Gedanken ähnelt, ist definitiv nicht naheliegend. Folglich gab es neue Übersetzungsversuche, die darauf abzielten, „Mens“ als Konzept zu bezeichneten. Jene Vokabel bietet erneut eine breite Angriffsfläche. Ein Konzept ist zwar nicht per se vom Menschen erschaffen (So ist beispielsweise die Notwendigkeit der Nahrungsaufnahme durchaus als ein Konzept zu bezeichnen, keineswegs aber vom Menschen erschaffen). Aber es definiert sehr klar, dass innerhalb jenes Konzeptes kausale Zusammenhänge vorherrschen müssen, die in jenem „System“ unumstößlich sind. Das Raum-Zeit-Mana Gebilde aber war an sich als „schöpferisches Chaos“ beschrieben, welches keineswegs den Eindruck erweckt, dass innerhalb dessen konstante Zusammenhänge zwischen allen vorhandenen Faktoren herrschen. Vielmehr unterlag die Ausdehnung der Creote per Definition keinen Regeln, da jene Regeln überhaupt noch nicht existierten – abgesehen von der Regel der größtmöglichen Vielfalt im Sinne des schöpferischen Chaos, aber hierzu in Kapitel 4.5 mehr. Die Xenisten folgerten schließlich, dass „Mens“ bestenfalls als Urzustand zu bezeichnen wäre. Jene Vokabel ist möglicherweise genauso fehlerhaft, aber sie drückt aus, dass... A) ... ein Zustand keinen kausalen Zusammenhang zu einem anderen Zustand hat (zumindest nicht zwingend). B) ... ein Zustand nicht von Wesen, geschweige denn einem Menschen erdacht/geschaffen worden sein muss. C) ... ein Zustand sich ändern kann (in dem er mit anderen Zuständen in „Berührung“ kommt) und nicht als Konstante anzusehen ist. D) ... ein Zustand jedoch das Raum-Zeit-Mana-Gebilde der Metula beeinflusst und durch jenes wiederum beeinflusst wird, es also eine wechselseitige Beziehung gibt, die keinen kausalen Gesetzten unterliegt. (siehe A) Die Autorin schließt sich - mit geringen Vorbehalten - jener Übersetzung als „Urzustand“ an, jedoch sollen die vorherigen Übersetzungen nicht unerwähnt bleiben. Die Vorbehalte beziehen sich allgemein auf das unzureichende Vokabular der Menschheit, das es letztlich verunmöglicht, die „Mens prim“ korrekt zu übersetzen. Hierbei sei die Metapher gestattet, dass wir eine Gesellschaft voller Blinden sind, die verzweifelt Vokabeln für die Farben der Welt suchen und mit ihren Ausdrücken für Gerüche und Geräusche einfach nicht dazu in der Lage sind. Innerhalb der Creote gab es nun folglich die Phase, in der jene Urzustände – die Mens prim – kreiert wurden. Ebenfalls für die Begründung jener Tatsache gibt es unterschiedliche Modelle, im Wesentlichen lassen sich drei konkrete Theorien für das „Warum“ differenzieren: Die Theorie der „Notwendigkeit von Zuständen nach der Metula“: Jene Theorie setzt im Wesentlichen daran an, dass – ähnlich wie in der Metula Raum und Zeit erschaffen werden mussten, damit das Mana sich ausdehnen kann – die Notwendigkeit bestand nun, die „Mens prim“ zu erschaffen. Konkreter: Damit ein Raum-Zeit-Mana Gebilde sich ausdehnen kann, benötigt es den „Zustand der Bewegung“. Sobald ein solcher Zustand kreiert wurde, muss es dessen Verneinung geben also den „Zustand des Stillstandes“, sofern Zeit existiert muss der „Zustand des Verfalls/Alterns“ gegeben sein etc. Diese Theorie baut also darauf auf, dass eine „Notwendigkeitskette“ besteht, die einzelne Zustände erfordert, die dann wiederum Folgezustände benötigen. Diese Theorie ist an und für sich recht „verführerisch“ durch die Parallelität zu der Metula, sie ist aber stets daran gescheitert eine konkrete „Notwendigkeitskette“ darzustellen und so schlüssig zu erklären, wieso allein durch die Ausdehnung jener Urmasse alle Zustände und deren Folgezustände benötigt wurden.

Die Theorie des „Nebenprodukts der Metula“: Jene Theorie, beschreibt die Entstehung der Mens prim im Wesentlichen als „Begleiterscheinung“ der Metula und der Extens Exsolvo. Ihr folgend wurden die Urzustände also „zufällig“ durch die massive Ausdehnung des Manas, damit verbunden des Raumes und der Zeit kreiert, was Anfangs etwas konstruiert wirkt, ist durchaus schlüssig sofern man die ungeheure Energie jener Urmasse bedenkt und die Definition jener als „schöpferisches Chaos“. Besonders das Gesetz der größtmöglichen Vielfalt (siehe Kapitel 4.5) lässt jene Theorie durchaus als schlüssig erscheinen.

Die Theorie der „Notwendigkeit und Nebenprodukts der Metula“: Jene Theorie ist eine konsequente Synthese der oben genannten Theorien. Sie unterstellt einerseits gewissen Urzuständen eine Notwendigkeit, bedingt durch die Metula. So wird beispielsweise der „Zustand der Bewegung“ in jenem Modell als notwendig erachtet. Gleichzeitig formuliert sie Zustände, die keineswegs nötig sind, um die Creote weiter zu bringen; jene „Urzustände“ werden folglich nach der Theorie des „Nebenprodukts der Metula“ erklärt.

Die Autorin schließt sich der Theorie der „Notwendigkeit und Nebenprodukts der Metula“ an, da sie als einzige einen jeden Urzustand und dessen Entstehungsgrund hinreichend erklären kann. Fakt ist jedoch, dass durch das Mana jene Zustände den Raum und die Zeit „durchdrangen“, miteinander interagierten und schließlich neue Zustände hervorbrachten. Ein entscheidender „Wendepunkt“ innerhalb der Creote wurde erreicht, als die Mannigfaltigkeit der Mens prim so groß wurde, dass neue Faktoren entstanden, die keineswegs mehr „lediglich“ einen Zustand darstellten: die Invices – die Modifikatoren.




* Bei diesem Exemplar handelt es sich um eine Abschrift des Originalwerkes. Es wurde im Jahre 0 nach Betreten der Insel der Nebel von der Hochmagierin Xa'Velle Belin, Hüterin der Schriften der Magieakademie zu Surom, gefertigt. Dem Buch selbst liegt ein Pergament bei, auf welchem offenbar eine Liste angefertigt wurde, auf der weitere Buchtitel notiert sind, die sich mit Themen ähnlichen Inhalts oder weiterführender Literatur beschäftigen. Bücherliste *