Roter Angolquarz: Meistermagierarbeit Damian MacWorth
Meistermagierarbeit Damian MacWorth - Roter Angolquarz
Meistermagierarbeit von Damian MacWorth
Altehrwürdige Akademie zu Trinsic
Geschrieben bei Professor Sechswind und Magister Hühnerknall
Trinsic, 29. Tag des 12. Mondes im Jahre 4 n.BdW.
[…] Kommen wir nun zum Roten Angol-Quarz als dessen Entdecker der vor 220 Jahren verstorbene Magister Helmbrecht Spitzhut gilt.
Die Fachlektüre berichtet, dass schon zu seiner Zeit Versuche gestartet wurden, die Kristalle in der unnatürlichen Umgebung diverser Laboratorien zu züchten. Sämtliche Anläufe scheiterten jedoch. Es muss auch zu dieser Zeit gewesen sein, als eine Vielzahl an Expeditionen aufbrach, um nach weiteren Fundorten Ausschau zu halten.
Mit dem ersten Modell eines Angol-Sigil konnten nun leichter als sonst, magische Artefakte aufgespürt werden. Obgleich die frühen Ausführungen gemessen an heutigen Standards geradezu primitiv sein mochten, stieß man auch verhältnismäßig, auf weit mehr Artefakte, als in den Jahrzehnten davor – und so war es nur eine Frage der Zeit, bis auch neue Quellen Roten Angol-Quarzes erschlossen wurden. Die meisten davon wurden von findigen Händlern zu Angol-Quarz-Minen umgebaut.
Der Handel mit dem Rohstoff blühte schon 20 Jahre nach Spitzhuts Tod und das, obgleich man um dessen Existenz zwei Jahrzehnte zuvor noch gar nichts wusste. Nun, da mehrere Quellen bekannt waren, war es der Magiewissenschaft auch möglich, die Fundorte genauer zu untersuchen und vor allem, was viel bedeutungsvoller war, sie miteinander zu vergleichen.
Welche Gemeinsamkeiten hatten sie?
Welche Voraussetzungen mussten geschaffen werden, um die Kristalle womöglich doch züchten zu können?
Die notwendigen Kenntnisse brachten die Zeit und die Forschung. An dieser Stelle seien die wichtigsten und markantesten genannt:
- Nähe zu vulkanischer Aktivität in irgendeiner Form: Mare, austretende Lavaströme, Vulkane, Geysire
- sämtliche Orte waren über lange Zeiträume enorm starken magischen Strahlungen ausgesetzt. Häufig ausgelöst durch nahe gelegene Artefakte, oder durch andere magische Phänomene, wie Sphärennexus.
- Fundorte in den meisten Fällen: Berge, Höhlen, Kavernen
Und all dies sind Bedingungen, die wir bis in unser Zeitalter nicht nachbilden konnten. Nicht zuletzt sei der Faktor „Zeit“ genannt:
Wir wissen inzwischen, dass sich die Quarze, wie ihre profanen Brüder, über Jahrtausende hinweg bilden. Die Erkenntnis, dass die Angol-Quarze tatsächlich sogar aus ganz gewöhnlichen Quarzen entstehen, verdanken wir Friedrich von Harzstein (verstorben im Jahre 1 n.BdW.). Er fand heraus, dass kein Angol-Quarz (keiner Farbe!) als solcher entsteht.
Die Quarze wachsen und zwar als gewöhnliche – das heißt hier: nichtmagische – Quarze heran und entwickeln sich erst im Laufe ihres Wachstums zu den magischen Quarzen, die wir so schätzen. Ausgelöst wird dieser Wandel meist durch besagte magische Energien, die für ihre Fundorte so typisch sind. Leider ist dieses Phänomen bis heute unzureichend erforscht. […] weshalb viele der Expeditionen in den sicheren Tod liefen.
Starke magische Felder, die über Jahrhunderte Bestand haben, ziehen nun einmal in den meisten Fällen unvorhersehbare Phänomene nach sich. Keine Seltenheit sind Risse zwischen den Sphären. Siehe: „Falten im Schleier Phänomen“ nach Damotil. Verglichen wurde dies von Erzmagus Alirion Damotil im Jahre 3 n.BdW. mit dem Zusammenraffen eines Stoffvorhanges. Er verdeutlichte das Phänomen in seinem berühmten Unterricht „Die Sphären – Einführung in die Planaristik“ anhand eines auf dem Lehrpodest postierten Seidenvorhanges.
Mit einem Pinsel malte Damotil auf die linke Seite des Stoffes einen Farbfleck, danach einen blauen auf die rechte Seite. Schließlich fasste er den Schleier und raffte ihn in der Mitte zusammen. „Alles, was vorher schon da war, ist noch immer da, aber wie Sie sehen, sind die Farbpunkte einander nun näher gekommen. Und wenn ich es wollte, dann könnte ich sie sogar übereinander legen. Das, was hier meine Hand erledigt, verübt tatsächlich die magische Kraft.“
Mit dem Schleier wollte Damotil seinerzeit den uns umgebenden Sphärenkomplex umschreiben. Die Farbkleckse markierten dabei zwei ganz konkrete Sphären. Ein Fleck stand für die Erste Ebene, nach Damotil „Dalath Min“, der andere Fleck stand für eine beliebige andere.
Wenig später leitete Damotil durch dieses simple Bild eine Möglichkeit für Portalzauber her, die den Zaubernden nicht eine große Strecke überwinden lassen, sondern vielmehr Start- und Zielort für kurze Zeit – wie durch das Zusammenziehen eines Vorhangs – näher zusammenbringen.
Bringt man dieses auf Damotil zurückgehende „Falten im Schleier“-Phänomen nun in Zusammenhang mit den Fundorten der Angol-Quarze, ist es nicht mehr verwunderlich, dass so viele dämonenverseucht waren. Wo über Jahrhunderte hinweg, starke magische Kräfte am Werk sind, sind die Folgen häufig nicht abzusehen. Statistisch gesehen jedoch kommen sogenannte „Schleierrisse“ gehäuft vor: Die Sphären rücken enger zusammen und verschmelzen in kleinen Bereichen miteinander. Wesenheiten der einen, können so leicht in die jeweils andere gelangen. […] Heutzutage sind keine Minen mehr bekannt, in denen Roter Angol-Quarz abgebaut wird, die von Händlern betrieben würden. Die Suche danach ist zu einer magischen Disziplin geworden. Die wenigen Fundorte, die noch dem Abbau dienen, gehören meist großen Magieakademien.
Eigens dafür ausgebildete Experten erschließen neue Quellen über ihre modernen Kenntnisse. Expeditionen begeben sich heuer meist gezielt in gefährliche Gegenden, von denen sie beispielsweise genau wissen, dass sie hier auf Horden von Dämonen oder anderen Kreaturen fremder Sphären stoßen werden. Eine Ursache dafür könnte nämlich Damotils „Falten-im-Schleier“-Phänomen sein. Und das entsteht niemals grundlos. Wie zuvor gesagt sind dafür häufig Ansammlungen starker magischer Kräfte an einem Ort verantwortlich, die die Sphären zusammenrücken lassen. Diese magischen Kräfte wiederum sind eine Notwendigkeit, die die Angol-Quarze zum Wachsen brauchen. Es sind also nicht die Sphärenfremden Wesen, die die Expeditionen locken. Es ist auch nicht das Phänomen, das ihnen ihr Hiersein ermöglicht. Nein, es ist der häufigste Ursprung des Falten-im-Schleier-Phänomens: enorm starke Magiefelder, die über lange Zeit an einem Ort vorherrschen. […]
Meistermagierarbeit von Damian MacWorth Trinsic, 29. Tag des 12. Mondes im Jahre 4 n.BdW.
Für meine Mama, die mich während des Schreibens immer so lieb bekocht hat! Ihr Schweinebraten ist der Beste!
* Bei diesem Exemplar handelt es sich um eine Abschrift des Originalwerkes. Es wurde im Jahre 0 nach Betreten der Insel der Nebel von der Hochmagierin Xa'Velle Belin, Hüterin der Schriften der Magieakademie zu Surom, gefertigt. Dem Buch selbst liegt ein Pergament bei, auf welchem offenbar eine Liste angefertigt wurde, auf der weitere Buchtitel notiert sind, die sich mit Themen ähnlichen Inhalts oder weiterführender Literatur beschäftigen. Bücherliste *