Betrachtung über druidische Magie
Betrachtung über druidische Magie
Untersuchung des Ursprungs der Syllabeln des Druiden

Die Worte der Macht, auch Syllabeln genannt, bilden eine wesentliche Komponente in der Gesamtheit eines Zaubers. Ihre Art und ihre Anordnung spielen eine elementare Rolle, wenn es um das Wirken und Formen von Magie geht. Magier fast aller Klassen greifen dabei auf ein nahezu gleiches Schema zurück, wenn es um das Erlernen oder sogar Gestalten von Zaubern geht. Zunächst muss ein Magiekundiger über die Bedeutung der Syllabeln nicht nur bescheid wissen, sondern vor allem die elementaren Grundgedanken hinter jeder einzelnen Syllabel verstanden und verinnertlicht haben. Dies kann auch als einer der grundlegenden Pfeiler zur Konstruktion eines Zaubers gesehen werden. Einen weiteren bilden die Reagenzien mit ihren speziellen magischen Eigenschaften und Verwendungsmöglichkeiten. Mittels seines Geistes und Wesen ist es einem Magiekundigen nun möglich durch geschickte Kombination von bestimmten Worten der Macht und passender Reagenzien gewisse Effekte zu kontruieren, die gemeinhin als Zauber bekannt sind. Die genaue Herangehensweise unterscheidet sich je nach Zauber, Schule und sogar Anwender, jedoch bleibt ein wichtiger Punkt immer gleich: Der Magier konstruiert den gewünschten Effekt aus dem ihm zur Verfügung gestellen Grundbausteinen, wie eben genannte Worte der Macht und Reagenzien. Die bewirkten Effekte sind also, egal wie komplex auch immer, immer das Resultat eines geistigen Konstruktes des jeweiligen Magus. Man kann dieses Vorgehen mit dem eines Baumeisters vergleichen, der zunächst Pläne für ein Bauwerk entwirft und es dann schließlich mit dem ihm zur Verfügung stehenden Mitteln, in seinem Fall Mörtel, Stein und Holz, errichtet. Es kann sein, dass dies ihm nicht beim erstenmal gelingen mag. In diesem Fall wird er seine Pläne überarbeiten und es noch einmal versuchen. So oder so ist er jedoch, ganz wie der Magus, nur in der Lage etwas zu erschaffen, was seinen Anfang allein in seinem Geiste gefunden hat. Diese Erkenntnis ist wichtig, wenn man den Druiden in seinem magischen Wirken unter den gleichen Gesichtspunkten betrachten möchte.
Die Magie des Druiden
Der Begriff "Druide" ist im Volksglaube mit einer Vielzahl verschiedener Vorstellungen verbunden und es liegt mir fern an dieser Stelle eine ausführliche Darstellung meiner eigenen Ansichten bezüglich der Bedeutung dieses Begriffs anzubringen. Allein der Versuch würde hier bei weitem den Rahmen meiner Betrachtung sprengen. Deshalb mag die folgende Erklärung sicher nicht für alle gelten, die sich selbst als Druide bezeichnen. Sie deckt sich jedoch sehr gut mit meinen eigenen Erfahrungen und denen vieler anderer, die wie ich den Weg des Druidentums beschreiten. Vom magietheoretischen Standpunkt aus gesehen haben Druiden einen wesentlich anderen Zugang zu ihrer Magie, als die weiter oben beschriebene Methode. Druiden sind nur selten in den Lernstuben und Bibliotheken unserer Welt anzutreffen. Seinen Pfad findet ein Druide nicht in Büchern und Schriften, sondern viel mehr direkt in der Welt, die ihn umgibt. Die Natur und das Leben sind selbst die Lehrmeister seiner Magie. Damit es ihm jedoch möglich ist diesen Weg zu beschreiten, benötigt er ein besonderes Gespür für die Kräfte, die die Welt um ihn herum zusammenhalten. Dieses Gespür mag von Druide zu Druide ganz unterschiedlich ausgeprägt sein und kann sich in vielerlei Form äußern. Es stellt jedoch die Grundvoraussetzung zur Erlangung seines magischen Verständnisses und seiner Kräfte dar. Da es schwer ist, dieses Prinzip in allgemeiner Form darzulegen, möchte ich versuchen es am Beispiel eines konkreten Zaubers anschaulich zu machen.
Das Gewitter
Viele Druiden haben mit der Zeit gelernt für kurze Zeit lokal begrenzte Gewitter hervorzurufen, die mitunter eine verheerende Wirkung auf ihre Umwelt haben können. Ein ähnlicher Zauber findet sich auch in der Schule der Elementaristen wieder. Betrachten wir die benutzten Beschwörungsformeln, so fallen trotz ähnlichem Effekt, große Unterschiede ins Auge:
Elementarist ~ Por Jux Ort Grav
Druide ~ Vas Hur Grav
Schon an diesen beiden Zaubern erkennt man wesentlichen Unterschiede zwischen Druiden und Magiern, wie ich im folgenden der Übersichtlichkeit halber Vertreter aller anderen Schulen der Magie bezeichnen werde. Betrachten wir zunächst den Zauber der Elementaristen. "Por Jux Ort Grav" verbirgt in sich hauptsächlich die Intention des Zaubers in einem breiten Feld um den Beschwörer herum Schaden zu verursachen. Über die Syllabeln wird hier eine klare, zweckbezogene Struktur konstruiert. Das beschworene Gewitter an sich ist im Prinzip nur eine Randerscheinung der vom Elementaristen geformten Energien. Wirft man nun einen Blick auf die Syllabeln des im Effekt ähnlichen Druidenzaubers, so erschließt sich hier eine ganz andere Intention. "Vas Hur Grav" bezieht sich direkt auf die Luft der Umgebung und zeigt hier den Wunsch des Druiden die Effekte eines realen Gewitters zu konstruieren. Der dadurch angerichtete Schaden ist nur eine Folge des Gewitters und nicht direktes Ziel des Zaubers selbst. Der Grund in den großen Unterschieden zwischen den beiden Zaubern lässt sich leicht durch die beiden grundverschiedenen Zugangsweisen zur Magie von Druiden und Magiern erklären. Gehen wir davon aus, dass ein Magier erwähnten Zauber von sich selbst aus konstruieren möchte und ihn nicht direkt einem Lehrbuch entnimmt. Bevor er überhaupt anfängt sich Gedanken um die konkret benötigen Syllabeln und Reagenzien zu machen, benötigt er zunächst eine bestimmte Motivation. In diesem Beispiel wäre es der Wunsch über einen längeren Zeitraum Gegnern Schaden zuzufügen. Es handelt sich also um eben jene Intention, die wir schon zuvor aus den Syllabeln des Gewitterzaubers abgelesen haben. Um diesen Gedanken herum entwickelt der Magier nun mittels dem ihm zur Verfügung stehenden Handwerkszeug, ganz dem Baumeister gleich, Schritt für Schritt den Zauber. Die Magie eines Druiden entwickelt sich hingegen nur sehr selten nach diesem Schema. Wie schon angedeutet ist die Welt um den Druiden herum in erster Linie sein Lehrmeister und sein Gespür und seine Sinne die Sprache in der er gelehrt wird.
Im Falle des Gewitterzaubers wird er ursprünglich selbst Zeuge eines Gewitters geworden sein. Seine spezielle Wahrnehmung der wirkenden Kräfte versetzt ihn in die Lage das Gewitter in seiner Gesamtheit zu "erkennen". Dieser Prozess des "Erkennens" kann sich über längere Zeit hinziehen und erfordert mitunter die wiederholte Beobachtung von Gewittern. Schließlich stellt sich jedoch ein Zustand ein, in dem der Druide das "Sein" des Gewitters mit seinem eigenen "Sein" vollständig durchdrungen hat. In diesem Moment hat der Druide die Grundsubstanz beziehungsweise den Grundgedanken des Gewitters erkannt. Möchte er sich nun dieses Wissen zu nutze machen, so versucht er eben jenen Grundgedanken im Rahmen seiner Möglichkeiten wieder in seiner Umwelt zu reproduzieren. Die Syllabeln selbst stellen jedoch auch nichts weiter dar, als Formulierungen bestimmter elementarer Gedanken. Im Rahmen seiner Erkenntnis über das Wesen des Gewitters ergeben sich die benötigte Worte der Macht, so wie auch die Reagenzien, auf diese Weise im Endeffekt von selbst. Lapidar gesprochen kann man also sagen, dass Druiden bezüglich ihres magischen Erkenntnisgewinns genau andersherum funktionieren als Magier. Die magietechnischen Grundbausteine für einen Druidenzauber ergeben sich also zwingend aus dem Effekt und nicht wie beim Magier der Effekt aus den verwendeten Grundbausteinen. Hier liegt auch der Grund warum druidische Zauber von vielen mitunter als intuitiv bezeichnet werden. Ein Magier muss zum Wirken eines bestimmten Zaubers immer die gleichen Schritte möglichst präzise wiederholen, so wie eben besagter Baumeister auch immer die gleichen Schritte zum Errichten eines bestimmten Hauses durchlaufen muss. Dabei ist es dem Baumeister egal ob er sein Haus in Silberburg oder Ansilon baut. Der Druide wirkt hingegen seine Magie immer im Zusammenspiel mit der ihn umgebenen Welt, was sich schon zwingend aus seinem Weg des Erkenntnisgewinns ergibt. Denn auch wenn er einen Effekt bis auf seine Grundessenz durchdrungen hat, so ist dieser Effekt doch nie von seiner Umgebung isoliert. Dem entsprechend muss ein Druide beim Wirken seiner Magie sich immer an dem Zusammenspiel der um ihn wirkenden Kräfte orientieren. Das Haus eines "druidischen Baumeisters" würde also in Ansilon mitunter etwas anders aussehen als ein von ihm gebautes Haus in Silberburg.
Gemeinsamkeit von Zaubern
Neben den Unterschieden gibt es gerade bei niederen Zaubern durchaus Überschneidungen zwischen Magiern und Druiden. Oft liegt es daran, dass junge Druiden zunächst den Weg eines Magiers einschlagen, bevor ihnen ihre spezielle Anlage bewusst wird. Aber selbst wenn nicht, finden sich viele Zauber in der Schule des Druidentums wieder, die exakt die gleichen Syllabeln nutzen wie die anderer Klassen. Am Beispiel des Gewitterzaubers habe ich versucht zu erklären, wie der Druide sein magisches Wissen aus der Welt um ihn herum bezieht. Die Syllabeln findet er am Ende seiner Untersuchungen von selbst, da sie elementaren Grundgedanken entsprechen, die hinter allen Phänomenen der Natur stehen. Dass sie im Wortlaut den gleichen entsprechen, wie sie allgemein von Magiern unserer Welt benutzt werden, liegt vor allem an der kulturellen Prägung der meisten Druiden. Das erklärt zumindest die gleiche Wahl der Syllabeln in ihrem Wortlaut. Doch auch Druiden, die nie den Weg eines Magiers beschritten haben, kommen über ihren oben beschriebenen Zugang zur Magie gerade bei einfachen Zaubern auf die gleichen Ergebnisse wie konventionelle Magier. Ein Grund liegt hier in der Einfachheit der Effekte. Trotz der zwei grundlegend verschiedenen Herangehensweisen wird so zum Beispiel ein Feuerball immer auf die gleiche Syllabelnkombination kommen. Je enger also ein magischer Effekt in seiner Wirkung eingeschränkt ist, desto wahrscheinlicher ist es so auch, dass Druiden und Magier auf die gleichen Ergebnisse kommen.
* Bei diesem Exemplar handelt es sich um eine Abschrift des Originalwerkes. Es wurde im Jahre 0 nach Betreten der Insel der Nebel von der Hochmagierin Xa'Velle Belin, Hüterin der Schriften der Magieakademie zu Surom, gefertigt. Dem Buch selbst liegt ein Pergament bei, auf welchem offenbar eine Liste angefertigt wurde, auf der weitere Buchtitel notiert sind, die sich mit Themen ähnlichen Inhalts oder weiterführender Literatur beschäftigen. Bücherliste *