Der Schutz des Geistes
Der Schutz des Geistes von Golga von Assuan
Vorwort
Oft ergibt sich aus der Not heraus, das ein Magier lernt seinen Verstand nicht nur vor mechanischen Angriffen zu schützen, sondern auch vor Attacken, die auf den Geist gezielt sind. Ob es jetzt ein feindlicher Kontrahent, finsterer Lich Lord, ein Schreckgespenst oder ein Dämon ist, tut dabei meist keinen Unterschied für das Opfer. Denn das Opfer möchte verständlicherweise seinen Geist, seinen Verstand und Erinnerungen schützen. Denn wer will schon aus freien Stücken seine verborgenen und intimsten Geheimnisse preisgeben beziehungsweise für Fremde zugänglich lassen. Das Wissen gleich Macht ist, ist in der Welt der Magier ein unabänderliches Faktum. Dabei geht es nicht nur primär um Angriffs- oder Verteidigungstaktiken, sondern auch um äußerst private Angelegenheiten die man nicht freiwillig teilen möchte und für sich behalten will. Oft können Menschen auf dieser Ebene empfindlich getroffen werden, sie können Opfer von Erpressungen werden, oder aber auch zum Spielball einer perfiden Intrige werden. Nicht nur das Geheimnisse ausgeforscht werden können stellt ein Problem dar, sondern auch das die Möglichkeit besteht das fremde „Gedanken“ eingepflanzt werden, die man selber für seine eigenen hält. Dadurch wurden schon Konflikte aus dem Zaun gebrochen, die Leid und Verwüstung über ganze Landstriche brachten. Dies mag vor allem auch Menschen betreffen die keine magischen Künste beherrschen. Man braucht ja nur den Gedanken weiter zu spinnen, was passieren könnte wenn ein Herrscher, Marktgraf, Kurfürst ja sogar König oder Kaiser, davon betroffen ist, dies würde verheerende Ausmaße annehmen. Für jene Menschen, die keine magische Begabung vorweisen können, müssen eben andere Wege gefunden werden, den Geist zu schützen. Hierbei werden gerne Schutzamulette verwendet oder Bannrunen aufgezogen. Dieses Themengebiet wird auch einige andere Aspekte aufgreifen, welche sich der Magier zu Nutze machen muss. Hierbei geht es mitunter um die Einbindung sowie die Abschottung von Emotionen. Ein wacher Geist von schnellem Kombinationsvermögen und Informationen herauslesen kann wo Andere einfach drüber hinweg gehen würden ist von äußerster Erfordernis. Ebenso ist die körperliche Konstitution wichtig, denn wie schon in einer bekannten Redewendung gesagt wird: Nur in einem gesunden Körper steckt auch ein gesunder Geist. Kreativität und Phantasie ist ebenso ein Aspekt der Verteidigung. Viele Magier denken nicht daran oder wissen gar nicht einmal solche Eigenschaften zu entwickeln, ja gar zu fördern und halten sich, zwar an altbewährten, aber dennoch trockenen und langweiligen Mechanismen fest. Diese Anleitung wird sich also mit einigem befassen, und ich hoffe dass sie dem interessierten Nutzer dienlich sein wird. Daher wünsche ich viel Erfolg mit der Verteidigung...
Die ersten Schritte
Haltet euren Körper in Form! Magier neigen nur allzu oft dazu ihren Körper zu vernachlässigen. Zwar wird die Zeit nicht unbedingt vergeudet, denn ein wichtiger Aspekt bei der Ausbildung zum Magier ist nun mal das aneignen von Wissen welches zeitintensiv ist. Aber dennoch, geht laufen, stemmt Gewichte, übt euch im Stabkampf und Faustkampf, ihr werdet schon bald die Vorteile eines gesunden und vitalen Körpers zu schätzen wissen. Euer Hirn wird mit mehr Sauerstoff versorgt, ihr habt einen niedrigeren Ruhepuls und seid bis ins hohe Alter vor Krankheiten verschont. Doch das soll nicht alles sein, auch der Geist muss vorbereitet sein. Ihr müsst euch ein gewisses Maß an Kombinationsfähigkeit, Beobachtungsgabe und Voraussicht aneignen. Versucht euch an strategischen Spielen, hier ist Schach hervorzuheben. Aber auch Rätselspiele erfüllen hier ihren Zweck äußerst gut. Setzt euch mit einem Heerführer zusammen und lasst euch militärische Züge erklären. Eignet euch ihre Taktik an. Geht in Spelunken und setzt euch zu einem Kartentisch, es ist hierbei egal ob ihr verliert oder gewinnt, von Vorteil wäre es sogar wenn ihr beides tut, denn so könnt ihr euch selber kennen lernen und von anderen Menschen ablesen. Versucht auch beim Spielen unbedingt zu betrügen, das wird euch helfen Einfluss auf eure innere Aufregung zu nehmen. Geht auf den Marktplatz und beobachtet die Menschen, beobachtet ihr Tun und Handeln. Versucht zu verstehen, warum und wieso sie auf bestimmte Aktionen und Handlungen entsprechend reagieren. Ihr werdet sehen, dass es oft Ähnlichkeiten, aber auch Abweichungen geben wird. So ist es von Region zu Region unterschiedlich, ebenso von einem Kulturkreis zum anderen. Zum Punkt der Kreativität und Phantasie kann ich euch vorschlagen: Verbringt einige Monate mit einem Künstler, er wird euch eine neue Ansicht der Welt zeigen. Ihr werdet eine neue Erkenntnis erlangen; das abstrakte Denken. Geht zu einem Dichter und lasst euch von seiner Kunst inspirieren mit Wörtern etwas Schönes zu erschaffen. Das wird euch nicht nur euren Geist für etwas Neues öffnen, sondern euch auch in der Gesellschaft von Vorteil sein.
Wie beginnt man richtig seinen Geist nun zu schützen?
Schwere Frage auf die es keine wirkliche Antwort gibt, die für alle gleich gilt. Daher sollte der Anwender schauen welche Ansätze für ihn am geeignetsten sind. Es kann sein das er sich auf eine bestimmte Art nur spezialisieren möchte, oder sich einen Pool aus verschiedenen Verteidigungsstrategien aneignen möchte. Die Vorbereitung mag jetzt vielleicht sehr trocken und überaus langatmig und noch mehr langweilig wirken, aber wenn man ein ordentliches Maß an Geduld und Weitsicht mit bringt, wird man den Vorteil der sich aus ihr ergibt schon sehr bald erkennen.
Aufrechter Schutz
Versucht immer eine geistige Barriere aufrecht zu erhalten, so dass ein Angreifer gleich von ihr abgeprallt wird und er zu härteren Mitteln greifen muss. Ist es ein erfahrener Magier, so wird er gleich davon ablassen, um nicht seine Position zu verraten. Das ist insofern wichtig, dass manche Magier in der Nähe ihrer Opfer sein müssen um den Angriff starten zu können. Erfahrene und Zauberkundige mit einem gewissen Talent für sowas, können auch eine Verbindung über einen persönlichen Gegenstand herstellen. Andere, ganz mächtige Wesenheiten, brauchen jedoch beides nicht. Von Vorteil ist es hier vielleicht auch ein Schmuckstück welches ihr an eurem Leibe tragt, solch eine Schutzbarriere beinhaltet. Denn im Schlaf kann es leicht passieren, das ihr eure Verteidigung vernachlässigt.
Phase 1
Geht irgendwo hin, macht irgendwas belangloses, legt euch auf eine Wiese hin und betrachtet Wolkenformationen, geht Angeln, schaut dem Gras beim wachsen zu, müllt euch sozusagen mit unnützem Zeugs zu. Ihr müsst die Disziplin aufbringen etliche Stunden damit zu verbringen. Falls es euch schwer fällt, sucht euch einen Zeitvertreib aus mit dem ihr etliche Stunden verbringen könnt. Vergesst aber diese Erinnerungen nicht, sondern behaltet sie in eurem Verstand.
Warum soll so etwas getan werden? Diese Verteidigung dient dazu da, den Angreifer abzulenken um Zeit und Informationen über euren Gegner zu erlangen. Das mit der Zeit erklärt sich von selbst, aber man wird sich jetzt sicher fragen, wie man das mit der Informationsgewinnung meint. Auf die Erklärung soll nicht lange gewartet werden: Unerfahrene Magier, die noch in den Anfängen ihrer Ausbildung der Ausspähung stecken, werden den Trick nicht sobald durchschaut haben und so Stunden mit Belanglosem verlieren. Dies kann euch einiges über euren Widersachen sagen. Aber zeigt ihm nicht, dass ihr sein Eindringen wahrgenommen habt. Lasst ihn im Glauben erfolgreich gewesen zu sein und das er weiterhin unerkannt ist.
Phase 2
Diesmal legt ihr euch Erinnerungen zu, welche ebenso langweilig sind, aber auch ab und an eine tragische Wendung angedeutet werden, geheimnisvolle und mysteriöse Höhepunkte aufbietet. Haltet den Eindringling so zu sagen bei Laune. Dies erlangt ihr dadurch, in dem ihr in eure Erinnerungen Emotionen und Gefühle mit einbaut.
Phase 3
Sollte der Magier die ersten Fallen durchschaut haben und zu den nächsten Erlebnissen greifen wollen, dann müsst ihr ihn wohl mit einigen Informationen füttern, die für euch entbehrlich sind. Wieso gerade entbehrlich? Weil es Wesen gibt die sich Erinnerungen aneignen, und gleichzeitig auch aus dem Verstand löschen. Und das einfach nur aus der Lust heraus und weil sie es können.
Phase 4
Wenn euer Gegner auch diese Stufe erreicht hat, dann müsst ihr euch langsam Gedanken machen, warum man euch solch einen mächtigen Kontrahenten aufhetzt oder ihr sein Interesse gewonnen habt. Ihr müsst während der ersten drei Phasen so viele Informationen zusammentragen wie ihr nur könnt. Bleibt jetzt im Kontakt mit dem Angreifer und attackiert ihn verbal aufs schärfste, beleidigt ihn was das Zeug hält, beschimpft ihn, schreit in euren Gedanken laut herum, singt laut und falsch, kreischt aus Leibeskräften. Bei Männern ist es oft gut über ihre Männlichkeit her zu ziehen, und bei Frauen über ihr Gewicht, Figur und Alter. Ihr müsst einfach herausfinden wo sie empfindlich reagieren. Hierbei ist es wichtig sehr aufmerksam zu sein um einen „Treffer“ nicht zu übersehen, handelt es sich es meist über eine kleine, flüchtige Änderung der Handlungsweise.
Phase 5
Gaukelt ihm vor euch geschlagen zu geben. Führt ihn nun durch euren Verstand und sucht euch dabei den längsten Weg den es gibt. Ich sage euch noch gleich was ich mit Weg meine. Zeigt ihm einige eurer Geheimnisse und schummelt immer wieder etwas Belangloses mit ein. Haltet ihn hier unbedingt bei Laune und spielt ihm vor, das diese Erinnerungen immens wichtig sind. Dafür ist es vorher jedoch erforderlich was der Angreifer denn gerne Ausspähen möchte, damit weiterhin genau dies verwehrt bleibt. Legt ihm ähnliche Erinnerungen vor, welche ihn scheinbar zu seinem Ziel führen. Verschleiert hier einige Aspekte der Erinnerung, so dass die Neugierde überhand gewinnt. Hier macht ihr euch eben diese Neugierde, den Drang Wissen zu sammeln euch zu Nutze. Es fällt vielen Magiern schwer hier weg zu schauen und sich strikt an ihre Aufgabe halten.
Phase 6
Sollte nun auch diese Stufe erreicht worden sein, müsst ihr Wohl oder Übel jetzt doch mit einigen wichtigen Sachen rausrücken. Es sei, ihr könnt zu einem Gegenangriff starten und selber in den Verstand des Anderen eintauchen. Das könnt ihr im Grunde so handhaben wie ihr wollt, wenn ihr meint gleich in den Angriff über zu gehen, dann tut dies, auch wenn ich euch davon abraten kann. Wartet die ersten drei Phasen ab und greift erst mit der vierten an, denn da herrscht meistens ein riesen Durcheinander welches ihr euch zu Nutze machen könnt um in den Geist eures Widersachers einzudringen.
Phase 7
Lasst das heillose Chaos aufleben, gebt vor den Verstand verloren zu haben und bombardiert den Störenfried regelrecht mit einem nicht enden wollenden Speerfeuer von Bildern und Emotionen, redet wirsches Zeug, tragt ihm Gedichte auf, singt hoch, ja kreischt sogar und singt so falsch wie ihr nur könnt. Gebt vor euren Verstand verloren zu haben. Geht alle Phasen quer durch. Springt zwischen den Phasen hin und her. Und attackiert hier immer wieder selber. Drängt ihn in die Verteidigung, lockt ihn vor um, ihn wieder an zu greifen. Wiederholt dieses Spiel immer wieder ohne erkennbares Muster. Und für dieses Chaos müsst ihr euren Geist, euren Verstand unbedingt trainieren, denn das ist schwerer als man glauben mag. Denn immerhin müsst ihr hier mehrere Züge parallel in eurem taktischen Spiel vollziehen. Bei dieser Phase ist es dann schlussendlich auch soweit den Eindringling aus dem eigenen Verstand hinfort zu jagen. Konzentriert euch auf ein mächtiges Gefühl, meist ist hier der Hass von Nutzen, baut eine undurchdringliche Barriere mit jenem Gefühl auf. Stellt euch eine Mauer aus Eisen vor die alles abprallen lässt, schleudert ihm Wellen des Zorns entgegen und gebt nicht klein bei, hier ist nämlich der Punkt erreicht wo eine Entscheidung gefällt werden muss. Abgesehen von den sieben Phasen müsst ihr eine eigene „Welt“ für euren Verstand kreieren. Viele können das nicht und müssen dann eben mit dem zurechtkommen, was ihnen dargeboten wird. Solltet ihr über genug Kraft verfügen, Einfluss darauf nehmen zu können, dann kreiert euch eine eigene Welt. Oft wird hier ein Labyrinth oder ein Gang voller Türen verwendet (hier die Erklärung von Phase fünf). Hier bei werden aber dann noch Schlüssel benötigt werden um die Türen zu öffnen. Eine weitere verbreitete Anwendungsform ist, dass die Türen keine erkennbaren äußerlichen Merkmale aufweisen. In einem Labyrinth wird mit Schatten und den Urängsten gespielt. Es wird ein Gefühl kreiert das hinter jeder Biegung der sichere Tod lauert. Wände werden verschoben um den Gegner in die Irre zu führen. Erfahrene Magier verwenden einfach eine zweite Welt in welche alltägliche Gegenstände, Personen, Gebäude oder was auch immer als Erinnerungsspeicher umfunktionieren. Zum Beispiel werden Erinnerungen von Personen getragen, welche ein bestimmtes Schlüsselwort benötigen, ansonsten starren sie einen an ohne stehen zu bleiben. Meister ihres Faches verwenden auch hier eine Kombination mehrerer Welten, sie versuchen so noch mehr Verwirrung zu stiften. Ganz kreative werden eine abstrakte Welt erschaffen in der scheinbar nur das reine Chaos herrscht. Wie auch immer, macht euch auf viel Einfallsreichtum gefasst beziehungsweise lasst eurer Phantasie hier freien Lauf! Ihr könnt aber auch die Schlüssel und Schlüsselwörter selber so verstecken, dass sie sich dem Blick des Suchers erst recht entziehen. Wie ihr es macht, zügelt hier nicht eure Kreativität, überrascht euren Gegner mit ungewöhnlichem Einfallsreichtum. Versucht ihn in die Irre zu führen und ihr habt eine Chance zu obsiegen. Für eingepflanzte Gedanken die einen unbewusst in eine verheerende Richtung lenken, ist es gut einen gesunden Familien- und Freundeskreis zu besitzen. Menschen, denen man vertraut und auf die man baut. Sie stutzen oft einen zurecht und halten vor Auge, das man sich hier auf einem Pfad befindet, den man sonst nicht beschreiten würde. Sucht euch unbedingt jemanden mit dem ihr über eure Geheimnisse reden könnt, auf den ihr euch verlassen könnt. Geht aber auch davon aus das euch das Gift des Misstrauens eingepflanzt wird und ihr euch stetig aber sicher von eurem Freundeskreis abschottet. „Falsche Flüsterer“ werden sich an euerm Ohr festsetzen und Argwohn verstreuen. Dem entgegen zu wirken, müsst ihr euch immer wieder selber reflektieren. Zweifelt an euren Handlungen und ergründet eure Gefühle ernsthaft. Adelige sollten sich Berater halten die mit den Jahren viel an Erfahrung gesammelt haben und auch den Mut aufweisen euch zu widersprechen! Menschen die euch widersprechen sind gute Freunde, schenkt ihnen euer Gehör. Geht auch öfters zu eurem Arzt, um euch untersuchen zu lassen, solche langgeplanten „Übergriffe“ gehen meist mit einer Vergiftung des Körpers einher, die sich auch teils äußerlich manifestieren. Ihr werdet gewiss nicht an dem Toxin versterben, ist doch die Intention des Gegners euch nach seinen Vorstellungen zu lenken und zu leiten, dafür braucht er euch eben lebendig. Euer Ableben würde nur den Verlust des Einflusses für ihn bedeuten und er müsste sich zurückziehen um ein neues Opfer aus zu machen. Mit der Gefahr dass man ihm auf die Schliche gekommen ist und ihn sucht. Ich denke dass genug verdeutlicht wurde welch Vorbereitung und Maßnahmen man treffen muss um seinen Geist vor Angriffen zu schützen. Fangt früh an und übt euch mit euren Freunden, bereitet euch vor in dem ihr Szenarien durchspielt. Wechselt euch ab mit dem Eindringen und Abwehren. Diese Maßnahmen sollet ihr aber auch regelmäßig durchführen, seid nicht so übermütig und geht davon aus, dass ihr genug gelernt habt, es wird immer einen geben der es besser drauf hat. Also bleibt in Übung und mischt euch unters Volk!
gez. Golga von Assuan
* Bei diesem Exemplar handelt es sich um eine Abschrift des Originalwerkes. Es wurde im Jahre 0 nach Betreten der Insel der Nebel von der Hochmagierin Xa'Velle Belin, Hüterin der Schriften der Magieakademie zu Surom, gefertigt. Dem Buch selbst liegt ein Pergament bei, auf welchem offenbar eine Liste angefertigt wurde, auf der weitere Buchtitel notiert sind, die sich mit Themen ähnlichen Inhalts oder weiterführender Literatur beschäftigen. Bücherliste *