Zauberbeschreibungen ansprechend verfassen

Aus Bibliothek der Magieakademie zu Surom
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Zauberbeschreibungen ansprechend verfassen nach Alirion Damotil

Vorwort

Dieses Werk richtet sich vornehmlich an junge Studierende der arkanen Künste, die hierin einen Leitfaden finden mögen ein wichtiges Werkzeug der arkanen Forschungen bedienen zu können: Zauberbeschreibungen. Magische Forschungen erfordern grundsätzlich sorgfältige Mitschriften. Diese Mitschriften können unterschiedlicher Art sein und eine der häufigsten, mit denen gerade junge Zauberer zu tun haben, sind die sogenannten Zauberbeschreibungen. Im Folgenden wird beschrieben worauf man beim Verfassen einer solchen Arbeit zu achten hat, worin häufige Fehlerquellen liegen und wie man sie umgehen kann.


Zauberbeschreibung – wozu?

Zauberbeschreibungen richten sich in erster Linie an angehende Zauberer, die sich neue Zaubersprüche aneignen möchten. Sie bieten im Optimalfall eine genaue Anleitung zum Wirken eines Zaubers. Deshalb ist es besonders wichtig leicht verständliche Sätze zu formulieren und die Arbeit durchdacht zu strukturieren. Der Leser ist in den meisten Fällen jemand, der sich in der Materie noch nicht auskennt, dem man also den Zauber nachvollziehbar erklären muss. Eine gute Zauberbeschreibung enthält immer einen Grundstock an Informationen. Immer beschrieben werden müssen:

  • -Zauberwirkung: Was bewirkt der Zauber?
  • -Reagenzien für sich allein
  • -Reagenzien im Zauberzusammenhang
  • -Worte der Macht für sich allein
  • -Worte der Macht im Zauberzusammenhang

Sind diese notwendigen Kriterien erfüllt, hat die Arbeit bereits den Namen „Zauberbeschreibung“ verdient. Möchte man hingegen eine gute oder sogar herausragende Arbeit anfertigen, kann man diese notwendigen Aspekte um alternative ergänzen. Dazu können je nach Zauber verschiedene Punkte zählen, nahe liegend sind jedoch die folgenden: - Zauberfunktion: Wie funktioniert der Zauber hintergründig? - sympathetische Aspekte, wie zum Beispiel: hilfreiche wie hinderliche Gefühle, hilfreiches wie hinderliches Wetter, hilfreiche wie hinderliche Wirkungsorte und viele weitere

Ein weiterer Nutzen der Zauberbeschreibungen liegt in der Dokumentation. Unter den heute bekannten Zaubern sind solche, die über Jahrhunderte in Vergessenheit geraten waren und nur durch den zufälligen Fund einer alten Zauberbeschreibung wieder entdeckt wurden. Heutzutage wird ein wichtiger Nutzen der Zauberbeschreibungen deshalb auch im Bewahren von Wissen gesehen. Zauberbeschreibungen werden außerdem häufig als Nachschlagewerke benutzt. Wenn sich in einem Moment von Vergesslichkeit die Frage auftut, welches dritte Reagenz man noch gleich für einen Zauber brauchte, muss man nicht selbst über Sinn und Unsinn potentieller Reagenzien nachdenken, sondern kann in kürzerer Zeit einfach die Antwort in solch einem Werk nachschlagen. Zuletzt sei noch der Forschungsnutzen genannt. Es kann hilfreich sein die Wirkungsweise anderer Zauberer zu kennen, da man immer wieder auf Unterschiede zur eigenen Zauberweise stößt. Es ist keinesfalls so, dass etwa ein Zauber, der einen Feuerball als Folge hat, von jedem Zauberer gleich gewirkt würde. Unterschiede zum eigenen Wirkprozess können den eigenen Horizont erweitern und dem eigenen Zaubern weitere Facetten bescheren.


Sprache

Die Sprache, in der eine Zauberbeschreibung zu verfassen ist, sollte einfach und verständlich sein. Immer wieder habe ich Laufe meiner Laufbahn als Lehrender erfahren müssen, dass Studierende (und leider auch manch älterer Kollege) davon ausgeht, eine Sache sei dann wahr, wenn man sie besonders kompliziert ausdrücke. Wichtig ist, dass eine wissenschaftliche Sprache mit einem hohen Aufgebot an Fachterminologie in der Tat häufig präziser ist als ein einfacherer Sprachjargon. Der Gebrauch von Fachbegriffen macht jedoch nur dann Sinn, wenn man auch tatsächlich mit ihnen zu hantieren weiß. Wer dazu in der Lage ist einen Text sinnvoll anzufertigen und dabei eine besondere Form der Sprache benutzt, soll dies gerne tun. Es herrscht jedoch der weit verbreitete Irrglaube wissenschaftliche Arbeiten über das Arkane müssten besonders gestelzt klingen. Eine „kluge Sprache“ klingt nur dann klug, wenn ihr Benutzer mit Worten jonglieren kann, das aber ist eine Kunst, die gelernt sein will. Jemand, der dazu nicht in der Lage ist, macht sich – meist ohne es zu wissen – ebenso lächerlich wie der talentfreie Jongleur, dem ständig die Kegel zu Boden fallen. Eine goldene Regel lautet deshalb: Schreibe so wie es dein Sprachvermögen zulässt und versuche nicht dich einer gehobenen Sprache anzupassen, für die du vielleicht noch nicht bereit bist! Provokant gesagt, kann man auch festhalten: Der Schlaue kann sich dumm stellen, der Dumme aber nicht schlau. Gehörst du noch nicht zu den Schlauen, versuche nicht sie nachzumachen. Ich habe hunderte Zauberbeschreibungen gesehen, die sprachlich eine Katastrophe waren. Und da spielt keineswegs hinein, dass die Texte mit möglichen Fehlern übersäht gewesen wären. Fehlerquellen können überall lauern, besonders beliebt sind jedoch unnötig komplizierte Satzstrukturen, die am Ende keinerlei Sinn mehr ergeben. Sätze dürfen kurz sein. Sie müssen nicht bis an den Rand der Endlosigkeit verschachtelt sein. Es ist nicht nötig alles mit Fachbegriffen zu umschreiben, wenn man in ihrem Gebrauch noch nicht sicher ist. Wichtiger ist, dass eine Arbeit vollständig ist. Es ist nicht nötig besonders klug zu klingen – wichtiger ist, dass man tatsächlich klug ist und weiß worüber man schreibt. Die zweite goldene Regel lautet deshalb: Schreibe einfach und verständlich! Bilde keine Sätze, vor deren Länge selbst die gigantische Weltenschlange den Hut ziehen würde! Die nächste Regel, an die sich jeder halten sollte: Lass deiner Arbeit die Aufmerksamkeit zukommen, die sie verdient. Wenn du glaubst nach dem Schreiben fertig zu sein, dann irrst du dich. Lies die Arbeit noch mindestens zwei Mal durch, um Fehler auszumerzen. Nichts ist unglaubwürdiger als ein Text, der vor Fehlern nur so strotzt. Natürlich kann der Inhalt in diesem Fall richtig sein, der Eindruck der beim Leser entsteht, muss aber auch bedacht werden. Findet sich etwa schon in der Überschrift ein Fehler, geht der Leser gleich davon aus, dass der Autor des Werkes keine Ahnung hat und das Werk deshalb zu nichts zu gebrauchen sei. Nutze also die Zeit, die du hast und investiere hinreichend viel davon in gründliche Korrekturarbeiten! Es empfiehlt sich zu diesem Zweck immer Kollegen oder andere Studenten die eigene Arbeit lesen zu lassen.


Recherche

Bevor mit der Arbeit begonnen wird ist eine gründliche Recherche notwendig. Welche Mittel dazu herangezogen werden muss jeder Forschende selbst wissen. Es gibt Aspekte, die sich schlicht anbieten, wie etwa Bücher aus Bibliotheken heranzuziehen, oder Gespräche mit erfahreneren Magiern. Es gibt Aspekte, die sinnvoll sein können, aber sich nicht bei jeder Arbeit anbieten. Ein Beispiel wären Forschungsexpeditionen. An dieser Stelle werden nicht alle Recheremöglichkeiten aufgezählt, da ihre Anzahl ins Unendliche gehen kann. Stattdessen sei dir diese allgemein gehaltene Regel genannt: Recherchiere gründlich, denn die Recherche ist das Fundament deiner Arbeit!


Denke simpel – oder: Die 23 Ecken

Es ist erschreckend, wie viele Studierende den Blick fürs Einfache verloren haben. Sie vermuten hinter jedem magischen Phänomen ein kompliziertes Problem. Bei Zauberbeschreibungen hingehen ist es ratsam immer zuerst an den am nächsten liegenden Weg zu glauben. Reagenzien etwa werden häufig mehrere Eigenschaften zugeschrieben. Nicht selten ist jedoch nur eine für den beschriebenen Zauber entscheidend. Die Frage lautet also: Welche Reagenzieneigenschaft ist – ganz nahe liegend – für die Zauberwirkung verantwortlich. Dazu stellt man sich die Frage: Was macht der Zauber eigentlich? Und betrachtet dann vor dieser Frage die Reagenzieneigenschaften und wählt die sinnvollste aus. Die Regel dazu lautet: Vermeide es um 23 Ecken zu denken! Der einfachste Weg ist meist auch schon der richtige. Verkompliziere die Dinge nicht! Damit tust du dir selbst keinen Gefallen und deinem Leser erst recht nicht.


Umfang

Es ist ein weiterer Irrglaube anzunehmen eine gute Zauberbeschreibung müsse besonders umfangreich sein. Richtig ist jedoch, dass eine allzu knappe Arbeit meist nur „ausreichend“ ist, nicht aber gut. Solange eine Arbeit aber wenigstens „ausreicht“, erfüllt sie ihren Zweck – wenn auch auf minimalistische Art und Weise. Es ist nicht möglich eine Regel aufzustellen, wie lang eine Arbeit gemessen an Pergamentseiten sein müsste. Wohl aber lässt sich diese Regel festhalten: Eine Arbeit muss immer mindestens (!) gerade so lang sein, dass alle notwendigen Aspekte darin vollständig abgehandelt wurden! Achte auf Vollständigkeit! Eine Zauberbeschreibung kann auf weniger als einer Pergamentseite hinreichend verfasst worden sein. Sie kann aber auch ein ganzes Buch füllen.


Struktur

Die Struktur der Arbeit sollte deutlich erkennbar sein. Es bieten sich für die einzelnen Abschnitte (die auch im Folgenden beschrieben werden) Überschriften an. Außerdem sind die Abschnitte durch Absätze voneinander zu trennen. Wer mag, kann einen Abschnitt durch eine kurze (!) Überleitung zum nächsten Absatz abschließen. Etwa indem er schreibt „Im Folgenden werde ich mich mit dem Verfassen einer Einleitung auseinandersetzen“. Das ist jedoch nicht notwendig.


Das eigentliche Werk: Das Schreiben

Die Einleitung Es ist immer ratsam eine Zauberbeschreibung mit wenigen einleitenden Worten zu beginnen. In dieser Einleitung sollte kurz gesagt werden, was die vorliegende Arbeit leisten soll. Der Leser kann sich so binnen weniger Augenblicke einen Überblick darüber verschaffen, was ihn erwartet und so rasch abwägen, ob er in dem Buch findet, was er sich erhofft. Eine Einleitung könnte beispielsweise so aussehen: „In dem folgenden Werk werde ich mich mit dem Zauber „Explodierendes Schaf“ befassen. Neben einer ausführlichen Zauberbeschreibung gehe ich dabei auf die Reagenzien ein, beschreibe ihre Wirkung im Zauber und gleichermaßen den Nutzen der verwendeten Worte der Macht. Im Abschluss…“ und so weiter. Was macht der Zauber? Als nächstes bietet es sich an den Zauber und seine Wirkung zu beschreiben. Was geschieht überhaupt, wenn man den beschriebenen Zauber wirkt? Bezogen auf einen Nachtsichtzauber könnte man etwa sagen, dass auf diese Weise die Nacht erhellt wird, so als sei es Tag. Bei einem Angriffszauber könnte man hingegen sagen, dass ein Feuerball entsteht, der auf ein Opfer zurast und dort Wunden verursacht. Wichtig ist auch hier: Achte auf Vollständigkeit! Manche Zauber erfüllen mehr als nur einen Zweck. Beschreibe sie alle! Wenn etwa die Beschwörung von elementaren Wesen beschrieben werden soll, reicht es nicht aus zu sagen, dass ein Erdteufel beschworen wird. Hier wird es auch nötig die beschworene Kreatur näher zu beschreiben. Ein anderes Beispiel: Wenn eine Klinge durch die Elemente verzaubert werden soll, reicht es nicht aus zu sagen, dass das Schwert nun durch die Kräfte des Wassers unterstützt würde. Man muss auch auf die Folgen hinweisen, nämlich dass die Klinge ihren Träger nun beispielsweise mit jedem Schlag ein wenig heilt. Es ist immer gut, in der Zauberbeschreibung schon einmal die Namen der verwendeten Reagenzien fallen zu lassen, wie auch die benutzten Worte der Macht namentlich zu erwähnen. Dabei muss noch nicht auf ihre Wirkung eingegangen werden. Der Sinn ist es einfach den Zauber in einem ersten Überblick grob darzustellen, damit der Leser das schwammige Ganze schon einmal kennt. Details folgen bezogen auf die Reagenzien und die Worte der Macht dann erst im Anschluss. In jedem Fall sollte der Zauber auch mit seinem richtigen Namen genannt werden. Jeder Zauber ist in der Forschung unter einem ganz bestimmten Namen bekannt. Der Zauber „Flammensäule“ etwa heißt so und nicht anders. Manche kennen ihn noch unter dem Begriff „Flammenschlag“, aber zu anderen Namen sollte möglichst nicht gegriffen werden, da sich die Zaubernamen in einer gewissen Tradition eingebürgert haben und man sich mit ihrer Hilfe mit jedem Zauberer verständigen kann. Der Sinn dahinter ist ein ganz einfacher: Verständlichkeit und Vermeidung von Verwechslungen. Wer etwa über den Zauber „Feuersbrunst“ schreibt, wird kaum auf Leser treffen, die dahinter den Zauber „Flammensäule“ vermuten. Eine goldene Regel gibt es auch hier: Gehe niemals davon aus, der Zaubername sei mit den Worten der Macht gleichzusetzen! Benutze NIEMALS die Worte der Macht als seien sie der Name des Zaubers! Es gibt einen Zauber namens „Nachtsicht“, aber keinen Zauber namens „In Lor“. Es gibt einen Zauber namens „Leichte Heilung“, aber keinen namens „In Mani“. Dieser Fehler wird häufig gemacht und weist penetrant auf Inkompetenz hin


Reagenzien für sich allein

Als nächstes sollten die im Zauber benutzten Reagenzien für sich allein beschrieben werden. Auch hier ist wieder auf Vollständigkeit zu achten. Beschreibt man Reagenzien für sich allein, sollte man sie ganz unabhängig von dem beschriebenen Zauber betrachten. Das ist so wichtig, dass ich daraus eine Regel mache: Tu in diesem Schritt so, als gäbe es den Zauber gar nicht und beschreibe die Reagenzien so allgemein wie möglich! Hierhin gehört zunächst einmal die namentliche Nennung der Reagenzien. Dazu gehört auch, dass alle Eigenschaften des Reagenz aufgezählt werden, selbst dann, wenn sie für den Zauber an sich gar nicht von Bedeutung sind (denn: Vollständigkeit ist gefragt!). Außerdem sollte man etwas zum Fundort der Reagenzien sagen, damit der Leser weiß wo er die nötigen Reagenzien beschaffen kann. Wachsen sie im Moor? An Bäumen? Muss man dazu ins Ödland an Lavaseen reisen? Und so weiter und so fort. Hier wird also ausdrücklich kein Bezug zum Zauber selbst hergestellt. Das folgt erst im nächsten Schritt.


Reagenzien im Zauberkontext

Erst jetzt werden die Reagenzien im Zauberkontext beschrieben. Dazu muss man sich deutlich machen, was ein Zauber überhaupt bewirkt. Dann betrachtet man die zuvor genannten Eigenschaften der Reagenzien und überlegt, welche Eigenschaft hier – ganz nahe liegend! – zum Tragen kommt. Diese Eigenschaft wird dann in diesem Schritt namentlich genannt und damit erklärt warum gerade das Reagenz X Verwendung findet und wie es sich in dem Zauber auswirkt. Beispiel: Beschrieben wird der Zauber „Telekinese“, in dem auch etwas Blutmoos verwendet wird. Blutmoos – das wurde im Schritt „Reagenzien für sich allein“ erläutert, werden die Eigenschaften der Bewegung und der Geschwindigkeit zugesprochen. Diese beiden Eigenschaften werden nun vor der Zauberwirkung betrachtet. Der Zauber bewirkt, dass ein lebloser Gegenstand in Bewegung versetzt wird. Es ist sogar Levitation des Objektes möglich. Eine der Reagenzien-Eigenschaften reicht nun aus, um das Reagenz im Zauberkontext zu erklären. Da das Zielobjekt in Bewegung versetzt wird, ist es nahe liegend, dass dieser Aspekt des Reagenz von Bedeutung ist. Die Geschwindigkeit spielt hier eine Rolle, die man dabei nicht erwähnen muss, da darauf verzichtet werden kann; Ob das Objekt schnell oder langsam in Bewegung versetzt wird, spielt keine Rolle. Es wäre – in diesem Fall – aber nicht falsch, auch auf die Geschwindigkeit einzugehen. Häufig jedoch ist nur eine Eigenschaft richtig, während eine zweite schon falsch sein kann. Wenn man also so eindeutig und simpel arbeiten kann wie hier, dann sollte man sich nicht scheuen es auch zu tun. Am Ende muss man sich eines vor Augen halten: Auf diese Weise umschifft man geschickt mögliche Fehlerquellen. Es ist immer ratsam zu versuchen den Umstand ein wenig zu erklären: Einfach zu sagen: „Beim Zauber Kraftschub ist die Alraune wegen des Stärkefokus’ wichtig“ reicht nicht aus. Hier zeigt der Verfasser nicht, dass er begriffen hat, warum Alraunen verwendet werden. Was diesen Stärkefokus ausmacht muss auch genannt werden: Was bedeutet das? Worte der Macht für sich allein Genau so wie zuvor mit den Reagenzien verfahren wurde, ist nun auch mit den Worten der Macht, also der Zauberformel, vorzugehen. Wenn die Worte der Macht für sich allein beschrieben werden, sollte man den Zauber ausblenden. Es müssen alle – auch wenn sie nicht für den Zauber von Bedeutung sind – Wortbedeutungen genannt sein. Erst dann kann man zum nächsten Schritt übergehen.


Zauberformel im Zauberkontext

Als nächstes sollte die Zauberformel als Ganzes betrachtet werden. Die Bedeutung der Worte der Macht, wird im Werk „Dalath Inc“ näher beschrieben. Hier ist die Formel wie ein Satz – also als Ganzes – zu lesen. Während zuvor unter „Worte der Macht für sich allein“ beispielsweise IN für sich allein mit „machen, schaffen, bewirken“ übersetzt wurde und LOR mit „Licht“ muss nun das gesamte IN LOR interpretiert werden. Das kann etwa geschehen, indem man schlicht sagt „Erschaffe Licht“. Auch hier gilt wieder: Schreibe verständlich! Wenn zuvor die Worte der Macht umfassend übersetzt und beschrieben wurden, muss man die eigentliche Formel nun nicht unnötig verkomplizieren. Anstatt also zu sagen IN LOR hieße „Mache, erschaffe, bewirke Licht“ ist es sehr viel angenehmer sich auf „Erschaffe Licht“ oder alternativ „Mache Licht“ zu beschränken. Der Sinn bleibt der gleiche, die Lesbarkeit profitiert davon jedoch. Wichtig: Verfalle nicht der Versuchung die Worte der Macht direkt mit den Reagenzien in Verbindung bringen zu wollen! Es gibt Theorien, die genau dies lehren, aber sie sind reiner Humbug, der nur durch Zufall manchmal zu funktionieren scheint, aber oft genug auch vollkommen in die Irre leitet. Verfahre so, wie dieser Leitfaden es dir vorgibt, und du wirst eine der häufigsten Fehlerquellen vermeiden. Beim Zauber „Vergiften“ etwa sollte man nicht versuchen die Worte der Macht IN und NOX direkt mit den Reagenzien in Verbindung zu bringen. Natürlich spielen die Reagenzien eine ganz ähnliche Rolle, die zu dem Zauber passt, aber das Wort „IN“ beispielsweise steht nicht dafür, dass das Gift der benutzten Nachtschattenpflanze „erschaffen“ wird oder etwas ähnliches. Der Nachtschatten steht für sich. Dem Gegenüber steht die Formel, die im Zauber IMMER als GANZES zu verstehen ist! Regel: Tu der Zauberformel keine Gewalt an und lasse sie ganz! Komme nicht auf die Idee, sie brutal in Stücke zu hacken. Die Formel lautet IN LOR und als GANZE will sie im Zauberkontext – wie ein Satz – übersetzt werden. Vermeide darum die Worte der Macht für sich allein in einem Reagenzienkontext zu beschreiben. Das KANN gut gehen, der Unsinn dieser Theorie lässt sich jedoch an vielen Beispielen beweisen. Man sollte nicht so tun als sei der bloße Zufall hier hohe Wissenschaft. Lasse es also! Damit sind die wichtigsten Abschnitte erledigt. Eine ausreichende Arbeit kann so bereits beendet sein. Wenn möglich – dazu sind häufig eigene Forschungen, oder zuvor angesprochene gründliche Recherchen nötig – sollte aber noch auf die Funktion des Ganzen eingegangen werden


Wie funktioniert das Ganze?

Ist das nötige Wissen vorhanden, sollte der Zauberhintergrund erklärt werden. Was bisher beschrieben wurde war in erster Linie das „Was“. Die Qualität einer Arbeit kommt jedoch erst durch das „Warum“ zustande. Die Regel lautet daher: Kennst du das Warum, dann benenne es auch. Kennst du es nicht, bemühe dich es herauszufinden und beschreibe es dann! Warum wirkt Blutmoos eigentlich mit den Kräften der Beschleunigung und der Geschwindigkeit? Und so fort. Grundsätzlich gilt: Je mehr du erklären kannst, desto mehr solltest du auch erklären. Es reicht häufig aus nur an der Oberfläche zu kratzen, wirklich interessant wird es aber erst, wenn du in die Tiefe gehst. Dazu bedarf es Übung und man sollte es nicht schon im Lehrlingsalter versuchen, aber man sollte diesen Schritt auch nicht zu lange vor sich herschieben. Anfangs empfiehlt es sich immer wieder bei Mentoren nach dem Warum zu fragen – später sollte man eigenständig Forschungen anstellen und nach seiner Grundausbildung durchaus den Mut aufbringen eigene Theorien zu verfassen.


Runen

Nun kommen wir zu den optionalen Ergänzungen einer Zauberbeschreibung. Sie sind nicht mehr zwingend notwendig, steigern den Wert einer Arbeit jedoch. An den folgenden Aspekten kann man nicht selten auch den Wissensstand des Verfassers messen. Jedoch muss man sich auch vor Augen halten, dass gewisse Werke von hochintelligenten Zauberern für weniger Gebildete verfasst wurden und sie allein deshalb auf allzu viele Details verzichten. Am Ende zeichnet sich ein gutes Buch (auch ein Lehrbuch) dadurch aus, dass es für die ZIELGRUPPE passend verfasst wurde. Schreibt ein Erzmagier so ein Buch für einen Kundigen, dann ist es nicht nötig über die notwendigen Aspekte hinauszugehen. Im Gegenteil können sie dann sogar eher verwirren und den Schüler überfordern. Jedes Wort der Macht besitzt ein eindeutiges Runenzeichen. Eine Formel ist also auch durch alte Schriftzeichen darstellbar. Den Runen lebt eine gewisse Eigenmagie inne. Wer sich mit den Runenschriften auskennt, sollte die Zauberformel in der Runenschrift angeben. In der Bibliothek zu Silberburg liegt ein Exemplar zu Runenschriften aus, in dem sich der geneigte Leser weiterbilden kann.


Zauberbeschreibung im Sinne der Sympathetik

Der wohl umfangreichste Bereich – und zugleich der Grund, warum man mit einer einzigen Zauberbeschreibung Bücher füllen kann – kann der sein, der sich mit den Aspekten befasst, die die Sympathetik lehrt. Ein Werk über die Sympathetik habe ich bereits verfasst und es liegt in der Akademiebibliothek aus, wie auch in der zu Silberburg. An dieser Stelle wird deshalb auf eine Erklärung der Sympathetik im Detail verzichtet. Es sei nur soviel gesagt, dass es unzählig viele Aspekte gibt, die bei einem Zauber hilfreich, wie hinderlich sein können. Einzelheiten sind meinem Werk „Einführung in die Sympathetik“ zu entnehmen. Es kann sein, dass etwa stürmisches Wetter bei einem Zauber besonders unterstützend wirkt (etwa bei Bewegungszaubern), während heiße Trockenheit sich hinderlich auswirkt. Es kann sein, dass ein Zauber in einer Höhle viel schwieriger als auf einem Berggipfel zu initiieren ist. Es kann sein, dass Hass einen Zauber unterstützt, oder einen anderen hemmt. Beschreibt man einen Zauber und kennt sich mit der Sympathetik aus, sollte man wichtige „Rahmenfaktoren“ aufführen und erklären.


Die Reihenfolge der Absätze

Nachdem die Arbeit nun beendet ist, möchte ich darauf hinweisen, dass sich die oben genannte Reihenfolge der Absätze in jedem Fall anbietet. Sie bietet zahlreiche Vorteile, nicht zuletzt weil so immer weiter ins Detail gegangen wird, was dem Leser das Arbeiten mit dem Werk erleichtert. Hierbei handelt es sich jedoch ausdrücklich um keine Norm, mit der man nicht brechen dürfte. Wer es für sinnvoll hält, die Absätze anders zu gliedern, kann dies tun. Wichtig ist nur, sich dann über eine gute Gliederung Gedanken zu machen.


Übersicht

Muss:

- Zauberwirkung (was geschieht überhaupt?)
- Reagenzien für sich allein
- Reagenzien im Zauberkontext
- Worte der Macht für sich allein
- Zauberformel als Ganzes im Zauberkontext

Sinnvoll, aber verzichtbar:

- die vielen „Warums“ klären

Optional:

- Formel als Runenschrift angeben
- Sympathetiklehre einbeziehen (was zu unzähligen weiteren Aspekten und damit Kapiteln im Werk führen kann)


Schlusswort

Am Ende wünsche ich viel Erfolg beim Eintritt in den Diskurs der Arkanen Forschung.


* Bei diesem Exemplar handelt es sich um eine Abschrift des Originalwerkes. Es wurde im Jahre 0 nach Betreten der Insel der Nebel von der Hochmagierin Xa'Velle Belin, Hüterin der Schriften der Magieakademie zu Surom, gefertigt. Dem Buch selbst liegt ein Pergament bei, auf welchem offenbar eine Liste angefertigt wurde, auf der weitere Buchtitel notiert sind, die sich mit Themen ähnlichen Inhalts oder weiterführender Literatur beschäftigen. Bücherliste *